1. Der technologische Druck

 

Mit mehr Effizienz mehr verdienen, lautet die Maxime jetzt erst recht. (Bild: Shutterstock)

Die IT, AI und der tägliche Umgang mit den neuen Tools ist eine dauernde Herausforderung – auch in der Finanzbranche ist der Anpassungsbedarf sehr hoch. Durch die künstliche Intelligenz ist eine zusätzliche Chance entstanden und nicht nur eine Herausforderung. «Zum letzten Jahreswechsel wurde über KI mehr diskutiert, als dass sie tatsächlich angewandt wurde.

Schonfrist ist abgelaufen

Dies ist heute anders und das Tempo der Implementierung hat massiv zugenommen. Die Schonfrist ist vorbei und Arbeitsprozesse in vielen Bereichen werden komplett neu gedacht. Jene Unternehmen, die diesen Schritt am schnellsten machen, werden einen riesigen Vorteil haben: Sie steigern die Effizienz und senken die Kosten massiv», sagen Biermann und Neff. Dies wird entscheidend: Denn die Regulierung wird auch künftig viele Ressourcen binden, dank der KI aber besser handelbar sein.

  1. Risikobereitschaft auf dem Prüfstand

Wer traut sich einen Schritt mehr zu machen als die Mitbewerber? (Bild: Shutterstock)

Ob die zunehmende Regulierung dazu beigetragen hat, dass die Risikofreude auf dem Finanzplatz Schweiz in den vergangenen Jahren geringer ist, ist fraglich. «Die sinkende Risikobereitschaft sehen wir aber in vielen Geschäftsfeldern, beispielsweise auch bei der Investitionsfreude für Venture Capital. Natürlich verhält sich dieser Markt und die Anlageklasse wie alle anderen auch sehr zyklisch. Die enormen Verwerfungen und neuen Technologien sollten für den Bereich aber eigentlich eine Chance zur Wiederbelebung bieten. Es wäre schön, wenn die Bereitschaft, in neue bzw. junge Firmen investieren, wieder steigt», sagt Klaus Biermann

Risikofreude der Amerikaner zahlt sich aus 

So wie in den USA, wo generell ein anderes Verständnis bezüglich Risikofreudigkeit herrscht. «Wir Europäer sehen immer noch die Risiken zuerst, die Amerikaner, die Chancen, auch wenn ganz klar ist, dass amerikanische Akteure oftmals ein grosses Ziel vor Augen hat: wie mache ich aus einem Dollar möglichst schnell zwei.» Diese Mentalität ist sicherlich ein Grund für die anhaltende Dominanz des amerikanischen Finanzmarktes, die wesentlich geringere Regulierung und die besseren Rahmenbedingungen aber noch viel entscheidender.   

 Visionäre sind gefragt

«Dem Finanzplatz Schweiz täten Visionäre gut», sagt Biermann. In welche Richtung es weiter geht, hängt vielleicht auch davon ab, welche politischen und regulatorischen Schlüsse im Nachgang des Untergangs der Credit Suisse gezogen werden.

Biermann ergänzt: «Wichtig wird sein, den Finanzplatz modern und attraktiv zu strukturieren, den Arbeitsmarkt weiter zu liberalisieren, die Marktteilnehmer mit Regulatorik nicht zu sehr zu strapazieren und dadurch von Investments und Ideen abzuhalten. Der Markt muss entscheiden, nicht der Staat. Und, das darf ich als ursprünglich Deutscher sagen, man sollte von den Fehlern der europäischen Nachbarländer lernen und deren Probleme für sich selbst nutzen.»