Viele Irrungen und Wirrungen bis zur Ausschüttung

Nachdem der Souverän die «nachgeführte» (de facto totalrevidierte) Bundesverfassung im April 1999 ohne grosse Begeisterung angenommen hatte (dass damit eine Hürde für Goldverkäufe verschwand, war in der Abstimmungsdebatte kein Thema), war der Weg (fast) frei für den Goldverkauf. Die SNB kündigte im Juni 1999 ihr Verkaufsprogramm an, schloss im Herbst das besagte Goldabkommen ab und verkaufte von Mai 2000 bis März 2005 1300 Tonnen «nicht mehr benötigtes» oder «überschüssiges» Gold, ohne dass klar war, wofür der Erlös von schliesslich insgesamt 21,1 Milliarden Franken (ein Kilopreis von 16'241 Franken) verwendet werden sollte.

Nach Irrungen und Wirrungen im Parlament und Volksabstimmungen – am wichtigsten war diejenige vom September 2002, als der Souverän sowohl die von fast allen Behörden, Parteien, Verbänden und auch der SNB unterstützte Drittelslösung (je ein Drittel für die Solidaritätsstiftung, AHV und Kantone) als auch die Goldinitiative der SVP (die alles Geld in die AHV stecken wollte) ablehnte. Im Frühling 2005 wurde der Erlös gemäss dem bis heute bestehenden Verteilschlüssel für Ausschüttungen der SNB von einem Drittel zu zwei Dritteln an den Bund und die Kantone überwiesen.

Zweiter Goldverkauf mit Umschichtungsmotiv

Später, von 2007 bis 2009, verkaufte die SNB nochmals 250 Tonnen Gold. Anders als beim ersten Goldverkauf wurde der Erlös diesmal nicht ausgeschüttet, sondern in Devisenanlagen umgeschichtet. Begründet wurde diese Transaktion damit, dass sonst die Goldquote bei den Währungsreserven zu gross geworden wäre.

Im November 2014 lehnte das Volk eine Goldinitiative, welche die SNB verpflichten wollte, mindestens einen Fünftel ihrer Währungsreserven in Gold zu halten, wuchtig ab. Zum Verhängnis wurde der Initiative wohl die nicht zu Ende gedachte Unverkäuflichkeitsklausel, die den geldpolitischen Spielraum empfindlich eingeschränkt hätte.

Gefühlt weit weg in der Vergangenheit

Die Episode, in der die SNB mehr als die Hälfte ihres Goldschatzes liquidierte, scheint heute gefühlt noch weiter in der Vergangenheit zu liegen, als dies tatsächlich der Fall ist. Seit Jahren kaufen Zentralbanken, vor allem solche aus den Schwellenländern, Gold dazu.

Der Goldpreis erreicht laufend neue Höchststände, für ein Kilogramm bezahlt man mehr als 70'000 Franken. Und von einer friedlichen und kooperativen Welt, die sich am ökonomisch Sinnvollen und Zweckmässigen ausrichtet, träumen nur noch die grössten Optimisten.

Gold ist eine ausgezeichnete Anlage

Gold hat sich auch als langfristig gute Anlage erwiesen. Der vor kurzem leider verstorbene Professor Peter Bernholz, fundierter Kenner der Währungsgeschichte und -theorie (und wohl der einzige namhafte Ökonom, der damals die Goldverkäufe ablehnte), rechnete bereits im Jahr 2000 vor, dass das Edelmetall in Franken betrachtet langfristig besser abschneide als US-Geldmarktpapiere.

Sein Befund, dass Gold besser rentiert als manche Finanzmarktanlage, hat sich seither immer wieder als richtig erwiesen. Im Geschäftsbericht 2023 hält die SNB fest, dass Gold im Zeitraum 2009 bis 2023 eine durchschnittliche jährliche Rendite in Franken von 4,3 Prozent abgeworfen hat. Mit den Devisenanlagen (Anleihen und Aktien) hat die SNB in dieser Zeit nur 0,4 Prozent erzielt. Selbst Aktien allein konnten Gold nicht wirklich schlagen. Von 2005 (als die SNB erstmals in Aktien investierte) bis 2023 resultierte eine Rendite von 4,5 Prozent.