Vor 25 Jahren unterzeichneten 15 Zentralbanken das Goldabkommen und ebneten damit den Weg für die Goldverkäufe der Nationalbank. Damals sprach vieles gegen Gold als Anlage. Doch die meisten Annahmen haben sich als nicht richtig herausgestellt. Es drängt sich eine Korrektur auf.
Es ist eine merk- und denkwürdige Koinzidenz. Heute Vormittag wird Thomas Jordan nach über einem Vierteljahrhundert im Dienst der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zum letzten Mal als Präsident des Direktoriums einen geldpolitischen Entscheid verkünden. Und genau heute vor 25 Jahren unterzeichneten 15 europäische Zentralbanken, darunter auch die SNB, am Jahrestreffen der Bretton-Woods-Institutionen das sogenannte Goldabkommen.
Es handelte sich um ein Abkommen, mit dem die Zentralbanken ihre Goldverkäufe koordinierten. Sie vereinbarten, über die nächsten fünf Jahre zusammen nicht mehr als 2000 Tonnen Gold zu verkaufen. Den grössten Teil des Verkaufsprogramms beanspruchte damals die SNB, die von 2000 bis 2005 1300 Tonnen Gold abstiess, gut die Hälfte ihres ursprünglichen Bestands von 2590 Tonnen.
Als das Gold als Relikt galt
Ziel der Zentralbanken war es, mit ihrer Übereinkunft den Goldmarkt zu stabilisieren. Dieser war unter Druck geraten, vor allem weil etliche Zentralbanken Verkaufspläne wälzten. Im Mai 1999 kündigte Grossbritannien an, Gold veräussern zu wollen – der Goldpreis sank in der Folge auf ein 20-Jahres-Tief. Gold galt als ein Relikt aus alten Zeiten, schien doch die Welt nach dem Ende des Kalten Krieges vereint, friedlich und stabil zu sein. Zudem wurde das Metall allgemein auch anlagemässig als wenig attraktiv eingestuft, wirft es doch anders als Aktien (Dividenden) oder Obligationen (Coupons) keine laufenden Erträge ab.
Die Schweiz war damals im globalen Trend ein Sonderfall, bezüglich der Verkaufsmenge und vor allem der Vorgeschichte. Ende der 1990er-Jahre lag unser Land mit seinem Goldbestand auf Platz 5 weltweit und nahm damit auch im Pro-Kopf-Vergleich einen Spitzenrang ein. Die SNB musste das Gold in der Bilanz zum Paritätskurs von 4'595 Franken pro Kilogramm bewerten, entsprechend verlockend war die Aussicht auf den Aufwertungsgewinn beim Übergang zur angestrebten Marktpreisbewertung.
Paukenschlag im März 1997
Intern beschäftigten sich Expertengruppen schon etwas länger mit der Goldfrage, und es kursierten auch politische Ideen, was sich damit alles finanzieren liesse, aber offiziell an die Öffentlichkeit getragen wurde der Gedanke, dass das Gold der SNB besser genutzt werden könnte, erst mit der Ansprache von Bundespräsident Arnold Koller vor der Bundesversammlung im März 1997.
Auf Anraten des damaligen Nationalbankpräsidenten Hans Meyer (der dabei auf eine Absprache mit den anderen beiden Mitgliedern des Direktoriums verzichtete) schlug er vor, die Solidaritätsstiftung, ein vermeintlicher Befreiungsschlag in der damals erbittert geführten Kontroverse um die nachrichtenlosen Vermögen und das Verhalten der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, mit Aufwertungsgewinnen von SNB-Gold zu finanzieren.
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