Die GZO Creditor Group geht davon aus, dass der Wert der Aktiven des Spitals Wetzikon denjenigen der Verbindlichkeiten bei weitem übersteigt. Mit Blick auf die kommende Versammlung der Anleihensgläubiger buhlt sie um die Gunst der anderen Obligationäre für ihre Anträge. Die GZO lehnt diese rundwegs ab.

Die GZO Creditor Group, eine Gruppe, die in Obligationen der notleidenden Anleihe der Gesundheitsorganisation Zürcher Oberland (GZO) Spital Wetzikon (Total von 170 Millionen Franken) investiert ist, hat sich am Montag mit einer Medienmitteilung aus den Sommerferien zurückgemeldet (die Geschichte fand allerdings schon einen Tag zuvor ihren Weg in die «SonntagsZeitung»).

Die Gläubigergruppe, die im Juli erstmals in Erscheinung trat, präsentiert eine Bewertung der Vermögenswerte der GZO und kommt zum Schluss, dass diese die Verbindlichkeiten «bei weitem» überstiegen. Zu den Vermögenswerten schlägt die Gruppe «Immobilien im Wert von 75 Millionen Franken, ein operatives Geschäft, das bis zu 128 Millionen wert sein könnte, liquide Mittel in Höhe von 67 Millionen und ein neues (wenn auch noch nicht fertiggestelltes) Gebäude, dessen Wert das Unternehmen selbst mit 95 Millionen Franken beziffert».

Deutlich mehr Vermögenswerte als Schulden?

Der Marktwert dieser Vermögenswerte übersteige die ausstehenden Schulden von 240 Millionen Franken. «In Anbetracht dieser beträchtlichen Vermögenswerte ist es unwahrscheinlich, dass die Gläubiger bereit sind, einen Schuldenschnitt zu akzeptieren, da es viele alternative Optionen gibt, um eine vollständige Rückzahlung zu gewährleisten», folgert die Gläubigergruppe etwas forsch und prophezeit keck, die für einen Nachlassvertrag und damit einen Schuldenschnitt erforderlichen Schwellenwerte (zwei Drittel der Gläubiger nach Wert und die Hälfte der Gläubiger nach Anzahl) würden nicht erreicht werden.

Scheitere die Nachlassstundung, komme es zur Liquidation des Spitals. Dann erhielten die Gläubiger zwar «im Laufe der Zeit wahrscheinlich 100 Prozent ihres Geldes» zurück. Doch für das Spital, für dessen Patienten, Mitarbeiter und Aktionärsgemeinden wäre dies ein «schreckliches Ereignis».

Laufzeit verlängern, um Zeit zu gewinnen

Die Gläubigergruppe wiederholt deshalb ihren bereits bekannten Vorschlag, die Laufzeit der seit Juni fälligen Anleihe um drei Jahre zu verlängern, um den Spitalbetrieb weiterzuführen und dem Verwaltungsrat Zeit zu geben, einen Refinanzierungs- und Restrukturierungsplan auszuarbeiten.

Die GZO Creditor Group vertritt nach eigenen Angaben 6,6 Prozent des Anleihenskapitals. Wie zu erwarten war, erreicht die Gruppe damit das Quorum von einem Zwanzigstel des Anleihensbetrags zur Einberufung einer Versammlung der Anleihensgläubiger. Sie hatte eine solche schon im Juli beantragt.

Showdown am 25. Oktober im Spital Wetzikon

Für diese Versammlung, die am 25. Oktober im Spital Wetzikon stattfinden wird, wirbt die Gläubigergruppe nun mit einem Brief um die Gunst der Obligationäre. Dem Schreiben ist auch zu entnehmen, dass sich die Gläubigergruppe aus Clearway Capital Partners ICAV (einem Investmentfonds, der sich auf Impact Investing in europäischen öffentlichen Märkten konzentriert), den zwei in Zürich ansässigen Unternehmen Gregor Greber (der sich einen Namen als aktivistischer Investor gemacht hat) und Markus Eberle sowie dem Family Office Atlas Global zusammensetzt.

Der Brief an die Obligationäre und die Präsentation mit der Bewertung der Vermögenswerte sind auf der Website der Obligationärsgruppe abrufbar. Dort findet sich auch die Einladung der GZO zur Versammlung der Anleihensgläubiger im Oktober samt den detaillierten Anträgen der Creditor Group und den Argumenten der Schuldnerin GZO, weshalb sie diese ablehnt. Insbesondere die stufenweise Erhöhung des Coupons würde zu einer «substanziellen finanziellen Mehrbelastung» führen, fürchtet die GZO.

Wie nachtragend werden die Obligationäre sein? 

Wie wird das Ringen ausgehen? Obligationäre sind in der Regel eher konservativ veranlagt und dürften daher im Zweifelsfall eher der Darstellung der GZO vertrauen. Auf der anderen Seite hat sich die GZO-Führung mit ihrem Gebaren, das letztlich zum ersten Zahlungsausfall eines inländischen Schuldners am Anleihenmarkt seit Swissair im Jahr 2001 führte, nicht nur Freunde gemacht. 

Klar ist schon heute: Das Tuch ist zerschnitten, die Gläubigergruppe redet nicht mehr wie im Juli von einem «konstruktiven Austausch» mit dem GZO-Verwaltungsratspräsidenten Jörg Kündig. Die Obligationen, die im Mitte Juni an der Schweizer Börse noch bei 36 Prozent gehandelt wurden, notieren zurzeit um 45 Prozent.