Eine Verlängerung der Laufzeit um drei Jahre und ein Coupon, der stufenweise erhöht wird. Das schlägt eine erstmals in Erscheinung tretende Gruppe von Anleihensgläubigern vor, um einen Konkurs des GZO abzuwenden.

Mitte Juni war es soweit: Zum ersten Mal nach dem Kollaps der nationalen Ikone Swissair 2001 kam es am Anleihenmarkt zu einem Zahlungsausfall eines Schweizer Schuldners. Nun kommt Bewegung in die Sache: Die Obligationäre organisieren sich.

Die GZO Creditor Group, eine Gruppe von Obligationären der überfälligen Anleihe Gesundheitszentrum Zürcher Oberland (GZO) Spital Wetzikon über 170 Millionen Franken, beantragt eine Versammlung der Anleihensgläubiger, gestützt auf die entsprechenden Bestimmungen des Obligationenrechts (OR). Gemäss  Art. 1165 OR ist der Schuldner verpflichtet, eine Gläubigerversammlung einzuberufen, wenn dies von Obligationären, die mindestens einen Zwanzigstel des ausstehenden Kapitals vertreten, verlangt wird.

Mehr Gewicht dank Publizitätseffekt 

Gegenüber finews.ch wollte sich der Sprecher der GZO Creditor Group (der keinen Wert darauf legte, namentlich erwähnt zu werden) nicht dazu äussern, welchen Anleihenbetrag die darin zusammengeschlossenen Obligationäre bereits auf die Waagschale bringen. Die Gruppe, die nun erstmals öffentlich in Erscheinung tritt, setzt auf den Publizitätseffekt und lädt weitere Obligationäre dazu ein, sich auf ihrer Website zu informieren und sich ihr anzuschliessen.

Es kann indes schon heute davon ausgegangen werden, dass das Quorum von 8,5 Millionen Franken keine unüberwindbare Hürde darstellt. Jedenfalls hat die Gruppe ihre Vorschläge bereits dem GZO-Verwaltungspräsidenten Jörg Kündig «im Rahmen eines konstruktiven Austausches» präsentieren können.

Zeit gewinnen

Und wie sehen diese Vorschläge konkret aus? Die Obligationärsgruppe geht davon, dass es sich primär um ein Zeitproblem handelt, erarbeitete doch das Spital «erfreulicherweise weiterhin positive Betriebsergebnisse».

Um diese Fristeninkongruenz aufzulösen, beantragt die GZO Creditor Group eine Verlängerung der Laufzeit der Anleihe bis 14. Juni 2027 sowie eine stufenweise halbjährliche Erhöhung des Coupons von aktuell 1,875 Prozent bis 4,875 Prozent im Jahr 2027. Die Laufzeiterstreckung würde es dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung der GZO erlauben, «selbständig griffige Sanierungsmassnahmen auszuarbeiten und umzusetzen und den Fortbestand des Spitals Wetzikon zu ermöglichen», argumentiert die Gruppe. Mit der Anpassung des Coupons wird Druck aufgebaut, damit zügig ein Sanierungsprogramm ausgearbeitet und umgesetzt wird. Zudem würde damit für den Schuldner ein Anreiz geschaffen, die Anleihe möglichst rasch (also vor 2027) zurückzuzahlen.

Was vom Spital erwartet wird

Die Gruppe erwartet nun vom Spital Taten. «Ein erfolgversprechendes Sanierungspaket umfasst insbesondere Massnahmen zur Stärkung der Bilanz und des Cashflows sowie eine langfristige Finanzierungsstrategie unter Berücksichtigung verschiedener Eigen- und Fremdkapitalquellen, die Redimensionierung des Erweiterungsprojekts, und die Evaluation von Partnerschaften und Kooperationsmöglichkeiten.» Dass die Aktionärsgemeinden vor Wochenfrist ihre Bereitschaft zur finanzielle Unterstützung bekundet haben, wird begrüsst, ebenso wie der Umstand, dass «wieder ein Dialog mit der kantonalen Gesundheitsdirektion stattfindet».

Die GZO hat ausser der Anleihen auch privatplazierte Schuldscheine ausstehend. Das Spital hat sich 50 Millionen Franken Kredite von Banken (Fälligkeit: 2031) ausgeliehen und 10 Millionen Franken von Privaten (2025) geborgt. Die Obligationärsgruppe lädt auch Schuldscheininhaber dazu ein, sich ihr anzuschliessen. So kann sie ihr Gewicht weiter verstärken, was vor dem Hintergrund des Gebots der Gleichbehandlung der Gläubiger nützlich ist. In ihren Anträgen ist denn auch die Möglichkeit vorgesehen, «dass andere Gläubiger die gleichen Bedingungen erhalten, wie wir sie für die Anleihe vorschlagen».

Welche Zukunft hat der Neubau?

Die Zeit für eine Lösung drängt: Bis Ende August muss eine Lösung gefunden, weil dann die erste provisorische Nachlassstundung endet. Als grösster Brocken dürfte sich eine vernünftige Regelung für die Zukunft des (noch nicht fertiggestellten) Neubaus erweisen; der damit betraute Generalunternehmer Steiner befindet sich ebenfalls in Nachlassstundung. Die GZO Creditor Group hofft, dass das GZO mit ihren Vorschlägen aus der provisorischen Nachlassstundung entlassen werden, das Unternehmen zu seinem normalen Geschäftsbetrieb zurückkehren und das Spital Wetzikon gerettet werden.

Das Spital hat unterdessen ebenfalls Informationen für die Öffentlichkeit und die Obligationäre zum Hintergrund und zum Verfahren auf seiner Website aufgeschaltet.

Aha-Erlebnis am Obligationenmarkt

Dass das Gesundheitszentrum Zürcher Oberland GZO seine Anleihe über 170 Millionen Franken nicht fristgerecht zurückzahlen kann, hatte sich nach dem Nein des Regierungsrates zu einem Notkredit (das auch dazu führte, dass das Spital Wetzikon im Mai in Nachlassstundung gehen musste) abgezeichnet. Doch das Erstaunen, dass es ausgerechnet ein Spital traf, das dazu nicht in den Händen privater Investoren, sondern von zwölf Gemeinden ist, war am Markt doch recht gross.

Schliesslich zählt die Gesundheitsversorgung zu den wesentlichen staatlichen Aufgaben, und auch wenn die Gemeinden für die Verbindlichkeiten des Spitals nicht ausdrücklich garantierten, war die Annahme, dass die implizite Unterstützung stark sein würde, naheliegend. Diese scheint wie erwähnt allmählich auch zu greifen, leider zu spät aus der Warte der Obligationäre, die erwarten, dass ein im Gesundheitswesen tätiger staatlicher Schuldner seine Verbindlichkeiten vollumfänglich und fristgerecht zu bedienen vermag.

An der Schweizer Börse werden die GZO-Obligationen derzeit etwas über 40 Prozent gehandelt, der Kurs hat sich von seinem Tief im Mai etwas erholt.