Die von ihren Fans als «weltbeste Investorin» verehrte US-Fondsmanagerin Cathie Wood hatte einen Aufritt in Zürich. Ein bekannter Finanzentrepreneur hat sich vom Hype nicht anstecken lassen – im Gegenteil.
Wenn Cathie Wood (Bild unten) in der Schweiz weilt, dann drängelt sich auch hierzulande die Fangemeinde dicht an dicht. Nicht so Tobias Reichmuth: Extra für die amerikanische Star-Fondsmanagerin hat er den verbalen Zweihänder aus dem Schrank geholt – erst auf den Sozialen Medien und in der Folge auch noch in einem Kommentar, den der bekannte Serial-Entrepreneur am Montag an die Medien verschickte.
In der Mitteilung, die auch finews.ch vorliegt, steigerte sich Reichmuth in einen richtiggehenden «Rant». Er bezeichnete die Gründerin des Fondshauses ARK Invest, das zu den frühen Sponsoren von Elon Musks Elektrauto-Konzern Tesla zählt, als «schillernd» und als «Sinnbild einer Branche, in der Medienrummel und Status besser ankommen als solide Strategien».
Die grosse Bühne
(Bild: Youtube)
Folgt man Reichmuth, hat sich das auch bei Wood jüngster Visite in Zürich gezeigt. So mancher gestandene Finanzakteur sei da zum «Fanboy und -girl» mutiert, beklagt er das Treiben. Und namhafte Plattformen – gemeint könnte etwa die «NZZ» sein, die ein seitiges Interview mit der ARK-Chefin brachte – hätten Wood eine grosse Bühne geboten.
Das Kalkül der Fondsfrau, die seit einiger Zeit auch den europäischen Markt bearbeitet, sei damit aufgegangen, mutmasst Reichmuth.
Dem Rampenlicht ebenfalls nicht abgeneigt
Was bringt den Schweizer Finanzunternehmer derart auf die Palme? Schliesslich hätte man ihn selber locker im Lager der Wood-Fans verorten können. So redet er seit Jahren der Innovation das Wort und ist bei so manchem Trendthema prominent dabei, zuletzt etwa bei der Langlebigkeit. Er war wie die Amerikanerin bei einem Schweizer Krypto-Startup engagiert (Reichmuth bei Crypto Finance, Wood bei 21Shares) und ist wie Wood dem Rampenlicht nicht abgeneigt, wie seine Auftritte in der TV-Investorenshow «Höhle der Löwen» zeigten.
Zudem ist er Mitgründer der The Singularity Group (TSG), einer Schweizer Investmentfirma, die Innovationen für Anlegerinnen und Anleger zugänglich machen möchte, und wo Reichmuth im Verwaltungsrat neben dem Ex-Bankmanager und heutigen Investor Eric Sarasin und dem früheren GAM-Chef David Solo sitzt.
Morningstar-Report zitiert
Doch gerade, was seine TSG angeht, sieht er offenbar himmelweite Unterschiede zu ARK. «Innovation ohne Anwendung sei nichts als heisse Luft», erklärt Reichmuth mit Verweis auf Woods Fondsfirma. Nur weil Innovation als Schlagwort auf einem Anlageprodukt stehe, handle es sich noch lange nicht um echte, angewandte, profitable Innovation.
Und Reichmuth fährt fort und zitiert einen Report des Fondsanalyse-Hauses Morningstar, dem zufolge der Flaggschiff-Fonds ARK Innovation (ARKK) eine Liste von Indexfonds anführt, die innert zehn Jahren am meisten Kundenvermögen zerstört haben.
«ARKK dümpelt im Minus»
Ganz anders, folgt man Reichmuth, ist da TSG. Diese identifiziere Innovation durch experten-basiertes, granulares Sezieren der Wertschöpfungs-Ketten. «Anlageprodukte, die auf diesem Screening nach angewandter Innovation basieren, setzen per se nicht auf Hype oder Hörensagen, sondern zu jedem Zeitpunkt auf gesunde Wertsteigerung und Profitabilität.»
In der Folge habe der Singularity Fonds seit seiner Einführung im Herbst 2018 einen Zuwachs von 61,5 Prozent erzielt. «ARKK dümpelt im selben Zeitraum mit 2,7 Prozent im Minus», ätzt der TSG-Mitgründer zur ARK-Performance.
Nicht kalt
Nun liesse sich einwenden, dass Investoren ARK trotz dieses Unterschieds noch gegen 7 Milliarden Dollar Vermögen anvertrauen, etwas mehr als TSG. Doch das kann noch werden. Eines ist jedoch heute schon gewiss: Tobias Reichmuth mag kein Fan sein – dennoch lässt ihn Cathie Wood nicht kalt.