Markus Ronner: «Grösse allein stellt noch kein Risiko dar»
In den letzten 20 Jahren musste die Schweiz zweimal eine Grossbank retten. Heute gibt es nur noch die UBS mit einer Bilanzsumme von rund 1400 Milliarden Franken. Die UBS wird nun daher oft als «too big to save» betrachtet. Haben Sie kein Verständnis dafür, dass der Bundesrat das Risiko für die Allgemeinheit begrenzen will?
Ich verstehe durchaus, dass Leute aufgrund der Krisen in den letzten zwei Jahrzehnten Bedenken haben betreffend die Grösse der Bank. Bei dieser Diskussion geht aber leider oft vergessen, dass Grösse allein noch nicht ein Risko darstellt. Man muss hier genauer hinschauen und differenzieren.
Wir haben seit der Finanzkrise die Strategie und das Geschäftsmodell wesentlich verändert und die Schweizer Bank und das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft in den Mittelpunkt gestellt. Zum Zeitpunkt der globalen Finanzkrise wies die kombinierte Bilanz von UBS und CS rund 3,7 Billionen Dollar auf, wovon der Anteil der Investment Bank zirka 75 Prozent ausmachte.
Und wie sieht es heute aus?
Heute ist die Bilanzsumme bei etwa 1,5 Billionen, und die Investment Bank hat noch einen Anteil von maximal 25 Prozent. Die UBS hat eine klare Strategie, die eng mit dem Schweizer Finanzplatz aligniert ist, und ihr erlaubt, aus einem verhältnismässig kleinen Heimmarkt heraus das Geschäft auch international erfolgreich zu betreiben.
60 Prozent unserer Erträge stammen aus dem Vermögensverwaltungs- und Asset-Management-Geschäft und weitere 20 Prozent aus dem Schweizer Privat- und Firmenkundengeschäft. Wir haben den Anteil der Risikoallokation an die Investment Bank seit der Ankündigung der Notübernahme der CS nochmals weiter reduziert, von 35 auf maximal 25 Prozent.
Was bedeutet das für das Risiko, welches unser Land tragen muss?
Die UBS ist nicht nur viel kleiner als vor der Finanzkrise, sondern hat auch ein bedeutend tieferes Risikoprofil. Zusätzlich hat die UBS eine sehr starke Kapitalisierung, in absoluten Zahlen, im Verhältnis zum Risikoprofil als auch im internationalen Vergleich. Schliesslich hat die UBS sehr viel in Stabilisierungs- und Abwicklungsmassnahmen investiert.
Dies umfasst Investitionen von 1,5 Milliarden Franken in die Rechtsstruktur und weitere Milliardenkosten für den Aufbau von rund 100 Milliarden Franken Fremdkapital, das in einer schweren Krise in Eigenkapital umgewandelt werden könnte. Die Finma hat die Abwicklungsfähigkeit von der UBS im Oktober 2024 denn auch erneut bestätigt.
Wir sind überzeugt, dass diese Massnahmen, zusammen mit dem nachhaltig profitablen und global diversifizierten Geschäftsmodell, die Grundlage bilden für eine erfolgreiche Krisenbewältigung, so dass weder der Staat noch der Steuerzahler in einer Krise zu Schaden kommen würde.
«Die UBS ist nicht nur viel kleiner als vor der Finanzkrise, sondern hat auch ein tieferes Risikoprofil.»
Ist die Idee des Bundesrats, die Eigenmittelunterlegung für ausländische Tochtergesellschaften im Stammhaus zu verstärken, angesichts der internationalen Verflechtungen einer Grossbank nicht stringent?
Das Stammhaus der CS musste zwischen 2019 und 2022 sehr hohe Abschreibungen auf ausländischen Tochtergesellschaften machen, über 40 Milliarden Franken oder rund zwei Drittel des Wertes dieser Beteiligungen.
Dies war nötig, weil einerseits die Bewertung viel zu aggressiv war und auf zukunftsgerichteten Erträgen eines nicht nachhaltigen Geschäftsmodells basierte und andererseits der regulatorische Filter die Bewertung um bis zu 15 Milliarden Franken aufblähte.
Gleichzeitig waren diese Tochtergesellschaften mit rund 20 anstelle 40 Milliarden Franken substanziell unterkapitalisiert, weil die CS vom Regulator wie erwähnt eine Übergangsfrist von zehn Jahren zum Aufbau der Kapitalisierung gemäss regulatorischen Anforderungen erhielt.
Was wäre aus Ihrer Sicht denn sinnvoll?
Aus unserer Sicht müssen Beteiligungen konservativ bewertet und bestehende Kapitalanforderungen konsequent umgesetzt werden. Wir lehnen einen vollen Abzug der Tochtergesellschaften vom harten Eigenkapital aber klar ab.
Eine solche Extremmassnahme wäre nicht zu begründen, weil es kein realistisches Szenario gibt, in dem eine internationale Bank alle ausländischen Tochtergesellschaften gleichzeitig auf Null abschreiben müsste und schliesslich ihr Geschäft weiterbetreiben würde. In einem solchen Extremszenario ginge die Bank in eine Abwicklung, da sie ihr Geschäft nicht mehr weiterbetreiben und auf die dafür vorgesehenen Ressourcen zurückgreifen könnte. Die Extremmassnahme wäre nicht nur inhaltlich völlig unbegründet, sondern würde auch zu massiven Zusatzkosten führen.