Bei der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS kommt es zu einer weiteren, unerwarteten Wendung. Mit Sergio Ermottis Rückkehr auf den CEO-Posten der UBS avanciert ein gestandener Banker zur Galionsfigur des Schweizer Finanzplatzes.
Der Schweizer Banker Sergio Ermotti kehrt zur UBS zurück und wird ab 5. April 2023 Group CEO und Präsident der Konzernleitung, wie die Schweizer Grossbank am Mittwoch mitteilte. Er löst dabei den bisherigen CEO Ralph Hamers ab.
Der Holländer Hamers hat sich dem weiteren Vernehmen nach bereit erklärt, im Interesse des neuen kombinierten Unternehmens, der Schweizer Finanzbranche und des Landes zurückzutreten. Er wird während einer Übergangsphase der neuen Führung noch beratend beistehen.
Gleichzeitig tritt Ermotti nach der Generalversammlung der Swiss Re als deren Verwaltungsratspräsident zurück, wie weiter zu erfahren war. Jacques de Vaucleroy, designierter Vizepräsident, leitet Übergangsphase und Nachfolgeregelung. Der Tessiner Ermotti war bereits von 2011 bis 2020 CEO der UBS gewesen, zunächst interimistisch und ab Mitte November 2011 definitiv.
Nun avanciert er zur wichtigsten Figur auf dem Schweizer Finanzplatz und für das Gelingen der Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS.
Ein Versprechen Sergio Ermottis
«Die Akquisition wird die bestehende Strategie von UBS unterstützen, setzt aber auch neue Prioritäten», betonte UBS-Präsident Colm Kelleher am Mittwochmorgen. «Ich bin sicher, dass Sergio Ermotti sofort voll durchstarten wird.» Die anstehende Aufgabe sei dringend und herausfordernd, und es müssten alle Optionen sorgfältig und systematisch geprüft werden, um sie nachhaltig und erfolgreich und im Interesse aller Beteiligten zu bewältigen.
«Ich bin mir der Unsicherheit bewusst, die viele verspüren, und verspreche, dass wir uns gemeinsam mit meinen Kollegen voll und ganz darauf konzentrieren werden, das bestmögliche Ergebnis für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter, unsere Aktionäre und den Schweizer Staat zu erzielen», betont der alte und neue CEO.
Wichtigen Strategieentscheid gefällt
Ermotti übernahm die Führung der UBS, nachdem der damalige CEO Oswald Grübel 2011 aufgrund von Fehlspekulationen eines UBS-Händlers in London zurückgetreten war. Als er dann im November 2011 definitiv zum Konzernchef ernannt wurde, initiierte er – zusammen mit Verwaltungspräsident Axel Weber – die neue Strategie der UBS, die darauf abzielte, das Investmentbanking zurückzufahren und im Gegensatz dazu den Fokus auf die Vermögensverwaltung (Wealth Management) zu legen.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Ermotti im vergangenen September in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» erklärt hatte, dass die Schweiz nicht zwei Grossbanken brauche.
Zwei Grossbanken volkswirtschaftlich nicht zwingend
«Die Stärke des Finanzplatzes ist seine Diversifizierung, das ist viel wichtiger als die Zahl der Grossbanken. Ebenso könnte man sich fragen, ob die Schweiz 24 Kantonalbanken braucht. Ich denke nicht», sagte der Tessiner damals und fügte an: «Es ist zwar schön, zwei erfolgreiche Schweizer Grossbanken zu haben, aber volkswirtschaftlich ist es nicht zwingend.»
Der abtretende Hamers sagte am Mittwochmorgen, er bedauere seinen (eigenen) Rücktritt, aber die Umstände hätten sich in einer Weise verändert, womit niemand gerechnet habe. Die Integration der CS sei nun die wichtigste Aufgabe.