Wegen des Debakels um die geschlossenen Greensill-Fonds fordert die Credit Suisse Hunderte Millionen Dollar vom japanischen Tech-Konzern Softbank. Die Klage der Bank rückt nun nochmals näher – und das Timing könnte für Softbank und CEO Masayoshi Son nicht schlechter sein.
Im Rechtsdisput zwischen der Credit Suisse (CS) und ihrer einstigen Kundin Softbank unternimmt die Grossbank konsequent den nächsten Schritt. Die Anwälte des Instituts haben am High Court in London formell um Erlaubnis gebeten, juristisch gegen den japanischen Technologie-Konzern vorgehen zu dürfen, den nach ihrer Ansicht eine Mitschuld beim Zusammenbruch der Greensill-Fonds trifft. Dies berichtete die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) unter Verweis auf anonyme Quellen.
Das Gericht wird sich mit seiner Antwort wohl mehrere Monate Zeit nehmen. Dennoch kommt die Eskalation für Softbank zu einem höchst ungünstigen Moment. Dieser Tage musste das vom schillernden Gründer und CEO Masayoshi Son gelenkte Unternehmen einen Quartalsverlust von satten 3,2 Billionen Yen anmelden, umgerechnet 22,5 Milliarden Franken.
Visionen auf dem Boden der Realität
Dies, nachdem sich die Buchgewinne des milliardenschweren Wagninskapital-Fonds Vision Fund, mit dem Softbank in digitale Vorreiter wie Uber, Wework oder Klarna investiert hat, in den vergangenen Wochen und Monaten grösstenteils in Luft aufgelöst haben. Son scheint nun selber auf dem Boden der Realität angelangt, indem er die Chefs von zuvor hochgejubelten Startups kritisierte, sie würden immer noch an ihre hohen Bewertungen glauben.
In der Szene gilt die Aussage als Gipfel der Ironie, wurde doch Son und seinem Vision Fund in der Vergangenheit vorgeworfen, mit den milliardenschweren Geldspritzen den Markt für Startups aufzublähen und zu verderben. Am (gestrigen Mittwoch) hat Softbank angekündigt, einen Teil der Position bei der führenden chinesischen Online-Plattform Alibaba zu verkaufen und damit 34 Milliarden Dollar in die eigenen Kassen zu spülen.
Greensill-Kunden drohen ebenfalls mit Klagen
Daneben nehmen sich die rund 440 Millionen Dollar, welche die CS von Softbank als Entschädigung zurückfordert, nachgerade als Kleinkram aus. Die Klage ist für die Bank rund um das Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds jedoch von allergrösster Bedeutung. Denn die Liquidation der im März 2021 notfallmässig geschlossenen Fonds harzt und wird teurer; von gut 10 Milliarden Dollar Fondsvermögen konnte die CS bisher rund 6,75 Milliarden Dollar an die Kundschaft zurückzahlen.
Etliche Fondskunden haben wegen den Verzögerungen bereits mit Klagen gegen das Institut gedroht. Es ist demnach nicht nur Softbank-Lenker Son, der das Messer am Hals hat.