Der Startschuss zur Bewerbung um ein gewichtiges Fondsmandat des Bundes ist gefallen, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Doch Kandidaten müssen sich enorm sputen – und für eine Tochterfirma der Genfer Reyl-Gruppe steht einiges auf dem Spiel.

Ein rares Millionen-Mandat des Bundes gelangt an den Markt, das wohl so mancher in- und ausländischer Vermögensverwalter noch so gerne übernehmen würde: Mitte November wurde die Verwaltung des mehr als 800-Millionen-Dollar-schweren Investitions-Portfolios des Swiss Investment Fund for Emerging Markets (Sifem) neu ausgeschrieben.

Purer «Impact»

Dabei handelt es sich um die vom Staatssekretariat für Wirtschafts (Seco) kontrollierte Entwicklungsfinanzierungs-Gesellschaft; mehr als 1 Milliarde Franken an Staatsgeldern hat Sifem nach eigenen Angaben in über 70 Schwellen- und Entwicklungsländern investiert, um dort private Unternehmungen, vielfach KMU, finanziell zu unterstützen. Stolz verweist der Fonds auf seiner Webseite auf die Wirkung, welche er damit schon erzielt hat.

Ein pures «Impact»-Portfolio also, das angesichts des Nachhaltigkeits-Trends am Finanzplatz besonders begehrt ist. Am 31. August 2022 läuft nun der Vertrag mit der langjährigen Vermögensverwalterin Asteria Obviam aus; seit 2011 zeichnet die kleine Berner Investmentgesellschaft für die Verwaltung der Impact-Millionen des Bundes verantwortlich.

Nur noch wenige Wochen

Seit dem 9. November ist nun das Sifem-Mandat öffentlich ausgeschrieben. Gemäss dem Dienst öffentliche Ausschreibungen (DöA) haben die Bewerbungen bis spätestens am 29. Dezember 2021 einzutreffen. Den Neubewerbern bleiben also nur noch wenige Wochen, um für die Verwaltung des einzigartigen und seit Ende der 1990er-Jahre gewachsenen Fonds eine glaubwürdige Offerte einzureichen. Beinahe eine «mission impossible» sei das, ist in der Schweizer Fondszene zu hören.

Alles habe seine Richtigkeit, heisst es dazu bei dem für die Beschaffung zuständigen Sifem-Verwaltungsrat auf Anfrage. «Die übliche Frist einer öffentlichen Ausschreibung zur Einreichung der Offerte beträgt 40 Tage. Die Bewerber erhalten bei dieser Ausschreibung 50 Tage zur Ausarbeitung und Einreichung der Offerte.»

Sifem mach das meiste Volumen aus

Bewerber müssen sich also in die im Dezember 2021 drohenden Überstunden schicken. Sie treten dabei erst noch gegen einen Konkurrenten mit «Heimvorteil» an: Asteria Obviam bewirbt sich ebenfalls um das neue Mandat. Die Firma hat das Portfolio ein Jahrzehnt lang betreut und wesentlich weiterentwickelt.

Anderseits steht für Asteria Obviam einiges auf dem Spiel, sind doch die Bundesgelder entscheidendend für den Vermögensverwalter. Katia Coudray, die Chefin des auf Impact-Investments spezialisierten Fondshauses, bestätigte vergangenen Juni gegenüber finews.ch: «Es trifft zu, dass das Sifem-Mandat das meiste Volumen bei Obviam ausmacht.» Asteria Obviam wurde 2019 von der Genfer Reyl-Gruppe gegründet.

Zuversichtlich für die Bewerbung

Ende 2020 hat Asteria das Obviam-Team übernommen und firmiert seither als Asteria Obviam. «Wir und Obviam werden an der Ausschreibung teilnehmen und geben unser Bestes, damit wird das Vertrauen des Sifem-Vorstands erneut gewinnen können, und dass das Vertragsverhältnis um einen neuen Zeitraum verlängert wird», zeigte sich Coudray vergangenen Sommer zuversichtlich.

Und warum auch nicht: Niemand kennt die Eigenheiten der in aller Welt verteilten Investments so gut wie das Berner Team. Dagegen zu halten, wird für Mitbewerber schwierig, zumal im kurzen Zeitfenster.

Zu Fragen von finews.ch wollte sich Asteria Obviam mit Verweis auf das laufende Ausschreibungsverfahren nicht äussern. Auf der Hand liegt jedoch, dass die Obviam-Übernahme unter einem anderen ganz anderen Stern stünde, gingen die Sifem-Millionen an einen Mitbewerber.