Der neue Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse Antonio Horta-Osorio sprach in London zu seinen Investmentbankern. Er tat das nicht so, wie sie sich das erhofft hatten.
Antonio Horta-Osorio ist seit seinem Antritt bei der Credit Suisse (CS) als Verwaltungsratspräsident intensiv an einer Strategieüberprüfung. Ganz klar steht dabei auch die Rolle der Investmentbank im Fokus, die im Prime Brokerage mit dem Kunden Archegos Capital einen Verlust von über 5 Milliarden Franken erlitten hat.
Bereits angekündigt hatte die CS eine Überprüfung jenes Geschäfts mit Dienstleistungen für Finanzinvestoren; die Grossbank löste damit eine Welle von Abgängen von hochkarätigen Investmentbankern aus.
Investmentbank nur eine Nebendienstleistung?
Als Horta-Osorio kürzlich in London ein Treffen mit den CS-Investmentbankern abhielt, waren von ihm darum ermutigende Worte erhofft worden. Stattdessen lobte der CS-Präsident das Wealth Management der Grossbank «mit seinen Nebendienstleistungen», wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt. Die CS kommentierte dies nicht.
Einigen CS-Investmentbankern sei dies sauer aufgestossen. Angesichts des Beitrags aus der Investmentbank an die Gesamterträge der CS scheint dies verständlich; im ersten Quartal 2021 leistete sie fast so viel wie die Schweizer Bank, das Wealth Management und Asien-Pazifik zusammen.
Rückstand zur US-Konkurrenz wächst
Doch zeigte der Archegos-Fall, dass diese Leistung nur durch sehr hohe Risiken möglich war. Im Branchenvergleich gehört die CS zwar noch zu den Top-Ten, allerdings ist der Abstand zu den US-Konkurrenten unüberwindbar gross geworden.
Seit der Archegos-Fall die durch die Schliessung der Greensill-Fonds ausgelöste Krise der CS im vergangenen März verschärft hat, haben mehr als 50 wichtige Mitarbeiter die Bank verlassen. In der Investmentbank haben mehr als 20 Managing Directors in wichtigen Positionen der CS den Rücken gekehrt.