In den USA läuft die Berichtssaison der Banken zum dritten Quartal 2024. Aus den Zahlen der Schwergewichte lassen sich die wichtigsten Trends ableiten.

Die Chancen, dass die US-Wirtschaft eine harte Landung oder eine Rezession vermeiden kann, stehen gut. Das hat sich auch in der Stimmungslage der Unternehmen niedergeschlagen.

Eine Konsequenz daraus ist das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen, das wieder anzieht. Auch die Emission neuer Aktien und Obligation nimmt wieder Fahrt auf. Entsprechend sind die Gebühreneinnahmen im Investmentbanking kräftig gestiegen und erwiesen sich im dritten Quartal 2024 als Gegengewicht zur sinkende Zinsmarge und anderen negativen Faktoren. Vor diesem Hintergrund übertrafen fast alle grossen US-Banken mit ihren Ergebnissen die Schätzungen der Fiannzanalysten.

Positive Überraschung

Bereits am vergangenen Freitag meldete J.P. Morgan, der Branchenprimus der grossen US-Banken, für das dritte Quartal 2024 einen Gewinn von 12,9 Milliarden Dollar. Das waren zwar 2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Bank konnte die Investoren und Analysten jedoch mit erneut besser als erwarteten Gebühreneinnahmen im Investmentbanking positiv überraschen. Hier wuchsen die Einnahmen um 13 Prozent auf rund 5,7 Milliarden Dollar.

Auch bei Wells Fargo machte sich das Investmentbanking positiv bemerkbar. Die viertgrösste US-Bank hatte den Bereich in den vergangenen Jahren ausgebaut und das Zinsgeschäft etwas zurückgefahren. Im dritten Quartal 2024 stiegen die Gebühreneinnahmen der in San Francisco ansässigen Bank um 37 Prozent auf 672 Millionen Dollar. Das half, die tieferen Einnahmen aus dem Zinsgeschäft auszubügeln und trug dazu bei, dass die zinsunabhängigen Erträge in diesem Zeitraum um 12 Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar stiegen.

Goldman Sachs im Trend

Der Trend hat sich am Dienstag in den Zahlen der drei anderen Wall-Street-Grössen fortgesetzt. Bei Goldman Sachs stiegen die Einnahmen im Investmentbanking um 20 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar. So war die Bank etwa bei der Übernahme von Mars durch Kellanova beteiligt. Der Quartalsgewinn stieg um 45 Prozent auf 2,99 Milliarden Dollar.

Auch bei der Citigroup konnte das Investmentbanking mit einem Ertragssprung um 31 Prozent auf 934 Millionen Dollar glänzen. Hier sank das Gesamtergebnis jedoch nach Abschreibungen im Kreditkartengeschäft um 9 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar.

Noch mehr Deals erwartet

Bei der Bank of America übertraf das Investmentbanking mit 15 Prozent Wachstum die Erwartungen. Während die M&A-Beratungshonorare sanken, profitierte die Bank vor allem von der Ausgabe von Aktien und Anleihen. Die Zahlen der grossen US-Banken sind ein Zeichen dafür, dass die seit langem erwartete Erholung bei den Geschäftsabschlüssen nun tatsächlich vonstatten geht.

Die Erholung des M&A-Marktes bestätigt auch eine Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group. Demzufolge bleibt Nordamerika ein Zentrum der M&A-Aktivität, wie auch finews.ch berichtete. Die Wall-Street-Banker sind auch zuversichtlich, dass die Zinssenkung der US-Notenbank im vergangenen September den Weg für mehr Deals und Börsengänge weiter ebnen wird.

Banger Blick auf die Geopolitik

Wasser in den Wein goss jedoch J.P. Morgan-Chef Jamie Dimon. Er warnte in seinem Ausblick eindringlich vor den geopolitischen Gefahren. Zwar gehe die Inflation in den USA zurück und die Wirtschaft bleibe widerstandsfähig, die politischen Unsicherheiten würden aber bestehen bleiben oder hätten sich gar verschlechtert. Dabei verwies er auf die Staatsverschuldung, den Infrastrukturbedarf oder die Rüstungsausgaben.

In Bezug auf die geopolitische Lage sagte er, dass «die Bedingungen tückisch sind und sich weiter verschlechtern». Das könne «weitreichende Auswirkungen sowohl auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Ergebnisse als auch, was noch wichtiger ist, auf den Lauf der Geschichte haben».