Die beiden Schweizer Grossbanken haben ihr Investmentbanking zurückgebunden. Doch im Coronajahr verdiente das Business Geld wie selten zuvor. Das stellt die Frührung der UBS und der Credit Suisse vor knifflige Entscheidungen.
Die höchsten Gebühren seit der Jahrtausendwende: Diesen Rekord holten die Investmentbanken im vergangenen Jahr – Monat für Monat, mit Ausnahme von März und November. 2020 heimsten die führenden Häuser auf diese Weise über 126 Milliarden Dollar ein, wie das Analysehaus Refinitiv errechnete. Das sind 18 Prozent mehr als im Jahr 2019. Damit ist klar: Für Trader und die Dealmaker weltweit erwies sich das Coronajahr als Bombengeschäft.
Und die Frage steht im Raum: War dies ein einmaliger Ausreisser, oder steht das Investmentbanking angesichts weiterhin volatiler Finanzmärkte vor dem grossen Comeback?
Freiwillig Marktmacht geopfert
Erweist sich letzteres als richtig, stünden insbesondere die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) vor kniffligen Entscheidungen. Beide haben sie in den letzten Jahren das volatile und kapitalintensive Geschäft zugunsten der Vermögensverwaltung zurückgefahren – und damit freiwillig Marktmacht aufgegeben. Der Weg zurück an die Spitze der Branche wäre äusserst steinig.
Bereits zur Bonus-Saison vom kommenden Februar gibt es zudem die Frage zu beantworten, wie das Rekordjahr zu belohnen ist. Bemessen an den Einkünften der Investmentbanken müssten die Boni-Töpfe randvoll gefüllt werden – eigentlich. Doch in Zeiten von Corona gelten auch hier Hygiene-Regeln. Inmitten des Gebührenregens droht das Investmentbanking für die UBS und die CS so zur Krux zu werden.
Handel schwingt obenaus
Dabei ist ausgerechnet das Trading – die Achillesferse der Schweizer Grossbanken – das am meisten abwarf. Laut Refinitiv nahmen Investmentbanken im Aktienhandel 32,5 Milliarden Dollar ein, 79 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gebühreneinnahmen im Handel mit Zinspapieren kletterten um einen Viertel auf 42,9 Milliarden Dollar. Auch dies ist der höchste seit der Jahrtausendwende gemessene Wert.
Weniger war für die Geldinstitute im klassischen Geschäft mit Firmenfusionen und Übernahmen (M&A) zu holen, das in der ersten Jahreshälfte einfror und im zweiten Semester die Kerbe nicht mehr ganz auszuwetzen vermochte; hier flossen 30,4 Milliarden Dollar an Gebühren. In den «League Tables» der weltweit angekündigten M&A-Transaktionen des letzten Jahres belegen die CS und die UBS gemäss Refinitiv den sechsten und den siebten Rang. Mit syndizierten Kreditvergaben holten die Investmentbanken schliesslich weitere 20,2 Milliarden Dollar.
Amerikaner verdienen am meisten
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