Das klassische Geschäft mit Fusionen und Übernahmen ist von der Corona-Pandemie abrupt zum Stillstand gekommen. Krisengewinner ist stattdessen der Handel, der zuletzt auch von Schweizer Grossbanken zurückgefahren wurde.
90 Prozent der Fusionen und Übernahmen – M&A im Jargon der Investmentbanker – liegen in Europa auf Eis oder wurden abgesagt. Das hat das britische Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) von Quellen aus der Londoner «City» erfahren. Laut dem Bericht vergleichen die Banker das Geschehen mit einem Tsunami, einer Monsterwelle. Wenn das Wasser abfliesse, warnen sie, werden manche Investmentbank-Akteure nicht mehr im Geschäft sein.
Dabei lief es für die Investmentbanker 2020 bisher wie am Schnürchen. Mit einem Transaktionsvolumen von mehr als 255 Milliarden Dollar hatte die Branche in Europa bereits um die Hälfte mehr Deals klargemacht, als zum gleichen Zeitpunkt im schwierigen Jahr zuvor. Die amerikanischen Riesen Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan und Bank of America und führten dabei die «League Tables» an.
Böse Überraschung
Gemäss dem Analysedienst Dealogic belegen die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) im europäischen Ranking den siebten und achten Platz nach Volumen. Dann griff das Coronavirus auf dem Kontinent um sich. «Was danach geschah, hätte sich niemand in einer Million Jahren ausmalen können», zitierte «Financial News» einen Branchenkenner.
Für die M&A-Banker der beiden Schweizer Akteure kommt die Zäsur zum schlechten Zeitpunkt. Bei der CS erlitt die Division Investment Banking Capital Markets (IBCM) 2019 einen Vorsteuerverlust von 161 Millionen Dollar; vergangenen November wechselte Spartenchef Jim Amine ins Asset Management der Bank.
Bei der UBS kündigten die Investmentbank-Co-Chefs Piero Novelli und Rob Karofsky bereits vergangenen Herbst einen Umbau an. Die Erträge im Beratungsgeschäft stagnierten, während der operationelle Vorsteuergewinn der Sparte – der Handel ist bei der UBS mit dabei – von 1’486 auf 784 Millionen Dollar zurückging.
Handel hält sich
Sowohl die UBS wie die CS versuchen dabei seit Jahren, das Beratungsgeschäft gegenüber dem Eigenkapital-intensiven Handel zu forcieren. Doch mit der Nervosität rund um die Coronakrise ist es der Handel, der viel eher floriert – beide Schweizer Grossbanken sandten diesbezüglich zuletzt positive Signale, wie auch finews.ch berichtete. Das wird wohl strategische Implikationen nach sich ziehen.