Die Credit Suisse wollte schon immer die Bank für Unternehmer sein. Nun möchte CEO Thomas Gottstein diesem Anspruch mehr Geltung verschaffen.
In den vergangenen Monaten war die Credit Suisse (CS) sehr mit sich selber beschäftigt. Auf den peinlichen Spygate-Skandal folgte ein Chefwechsel, dann musste ein Grossteil der Mitarbeitenden wegen der Pandemie nach Hause geschickt werden.
Es kam zur Reorganisation der Investmentbank und kürzlich zum Umbau des Schweizer Retailgeschäfts. Dort will die Grossbank kräftig digitalisieren, Stellen abbauen und jede vierte Filiale schliessen.
Kerndivisionen näher zusammenführen
Nun aber findet der im vergangenen Februar angetretene CEO Thomas Gottstein Zeit, sich um den Kern des Leistungsversprechens der zweitgrössten Schweizer Bank zu kümmern: Die CS will nämlich die «Unternehmerbank» sein, sprich: reichen Firmenbesitzern Investmentbanking und Vermögensverwaltung aus einer Hand anbieten.
Dazu muss sich aber insbesondere im Auslandsgeschäft die Zusammenarbeit zwischen den einschlägigen Divisionen Investmentbanking (IB) und der Internationalen Vermögensverwaltung (IWM) verbessern.
«Was wir im IWM nicht so gut geschafft haben in den letzten fünf Jahren im Vergleich zur Schweiz und zu Asien, ist die Zusammenarbeit zwischen dem Private Banking und Investmentbanking.» Dies sagte Gottstein an einer von der Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» ausgerichteten Konferenz.
«Dort sehen wir unsere Stärke»
Gottstein, ein Investmentbanker von Haus aus, erklärte auch, wie er sich das vorstellt: «Wenn ich mit einem Unternehmer zusammensitze und das Meeting eine Stunde dauert, sprechen wir zuerst 45 Minuten über sein Geschäft, über Finanzierungen und Übernahmen.» Dort, so der CS-CEO, gelte es, einzuhaken. «Unternehmer wollen mit uns über das sprechen, und dort sehen wir unsere Stärke.»
Allerdings gibt es noch viel zu tun. IWM und Firmenkundengeschäft sind laut dem Bankchef zu wenig verbunden. Und: «Ein normaler Unternehmer hat 90 Prozent seines Geldes im Unternehmen und nur 10 Prozent in bankable Assets.»
Vorbild E&E?
Die globale Verzahnung der Divisionen dürfte ein Vorhaben sein, das die CS vor allem im nächsten Jahr beschäftigen wird. Die Zusammenarbeit in den Regionen Asien und Schweiz könnten dabei als Vorbild dienen, wie Gottstein durchblicken liess.
Hierzulande hatte die Grossbank noch unter der Ägide des damaligen CEO Tidjane Thiam ab 2016 den Bereich Entrepreneurs & Executives (E&E) forciert und dessen Personalbestand verdoppelt. 2019 wurde E&E näher ans Tagesgeschäft gebunden; gleichzeitig wurde das Versprechen gemacht, personell auszubauen. Ob der einstmalige Schweiz-Chef Gottstein dasselbe für IWM veranlasst, muss sich noch weisen.