Banking ist ein Spiel mit hohem Einsatz: Ein Fehler und die Folgen sind gravierend. Die Liechtensteiner VP Bank erfährt dies gerade am eigenen Leib. Die Aufarbeitung eines Kreditausfalles wirft das Institut zurück.
Ende vergangenen März meldete die VP Bank trocken: Die Coronakrise hinterlasse ihre Spuren im Kreditportfolio. Auf einer Einzelposition müsse eine Wertberichtigung von 20 Millionen Franken vorgenommen werden.
Die Sachlichkeit des Statements übertönte die Dramatik des Vorganges und liess die weitreichenden Folgen dieses einen Fehlers im Risikomanagement der VP Bank aus: Die Kunden- und Kreditportfolios wurden einem Stresstest unterzogen, CEO Paul Arni baute den Kreditbereich um, Finanzchef Siegbert Näscher und Risikochefin Monika Vicandi mussten den Hut nehmen, der Aktienkurs brach ein und erholte sich seither nur schwach, die Ratingagentur Standard & Poor's änderte ihren Ausblick von «stabil» auf «negativ».
Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen
Arni, der erst im Oktober 2019 die Leitung der Bank übernommen hatte, lancierte ein Programm namens «Robusto«, um die VP Bank vor weiteren Fehlern und möglichen Marktverwerfungen besser zu schützen.
Verwaltungsratspräsident Thomas Meier drückte sich anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen am Dienstag deutlich aus. «Wenn ein solches Ereignis einen Drittel des Jahresgewinnes kostet, kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.»
Damit drückte Meier zweierlei aus: Die VP Bank liess sich durch die Coronakrise zwar nicht erschüttern – das zeigten die an sich ordentlichen operativen Ergebnisse. Doch wenn ein Fehler für den Nettogewinn und Aktionäre so weitreichende Folgen hat, muss die Bank Rechenschaft leisten. Schliesslich, das machte Meier deutlich, werde auch die Dividende für 2020 wegen des Gewinneinbruchs deutlich schmaler ausfallen.
Ein Produkt geplatzt
Was genau an diesen turbulenten Tagen Mitte März nach dem vollen Ausbruch der Corona-Pandemie vorgefallen war, liess sich CEO Arni weiterhin nicht genau entlocken.
Es habe sich um einen geplatzten Lombard-Kredit von einem in Luxemburg gebuchten Kunden gehandelt. Das Problem habe nicht darin bestanden, dass der Kunde einem Margin Call nicht habe Folge leisten können oder wollen. «Es war eine Frage der Mechanik des unterliegenden Produktes», verriet der VP-CEO dann doch noch.
Der Schluss, der sich daraus ziehen lässt: Das unterliegende Produkt, welches eigentlich als Sicherheit für den Lombard-Kredit dienen sollte, platzte in den turbulenten Börsentagen im März, und war wohl selber gehebelt.
Dies würde wahrlich kein gutes Licht auf das Risikomanagement der Liechtensteiner Bank werfen: Ein Fehler – und mehr als die Hälfte der Ernte aus dem ersten Semester ist futsch.
Gewinnziel ein Jahr nach hinten gerückt
Während sich Arni und Meier redlich bemühten, den Fall gesondert zu behandeln, der die operative Entwicklung und die im März definierte Strategie nicht beeinträchtige, ist der Fahrplan nun ein anderer: Das Gewinnziel eines Konzerngewinns von 100 Millionen Franken bis 2025 wird um ein Jahr nach hinten gerückt.
Die Auswirkungen der Coronakrise würden Ertragskraft und Gewinne schmälern, so Arni. Gleichzeitig strebt er durch verschiedene Initiativen Mehreinnahmen von bis zu 50 Millionen Franken an: Zum Beispiel durch Erweiterungen und Effizienzsteigerungen im Kerngeschäft sowie Angebote im Krypto- und Privatmarktbereich und durch Dienstleistungen in der IT.
Davon ist manches noch nicht ganz spruchreif. Die VP Bank muss sich anstrengen, um ihre teure Scharte auszuwetzen.