Die Schweizer Grossbank UBS ist fulminant ins Krisenjahr 2020 gestartet. Trotzdem stellt sie bei den Managementlöhnen Kürzungen in Aussicht – falls die Aktionäre ebenfalls darben müssen.
Falls die UBS-Chefs beim Zusammentragen der Resultate in den nächsten Wochen auf keine bösen Überraschungen stossen, können sie sich über ein sehr gutes erstes Quartal freuen: Wie die Bank am Donnerstag mitteilte, beträgt der Reingewinn für die ersten die Monate von 2020 voraussichtlich 1,5 Milliarden Dollar, gut ein Drittel mehr als im Vorjahr.
Mit einer «starken operative Performance in allen Unternehmensbereichen, sogar nach Berücksichtigung von Wertberichtigungen für Kreditrisiken und Bewertungsanpassungen des eigenen Kreditrisikos» hat die Bank damit die (vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie formulierten) Erwartungen der Analysten übertroffen. Es scheint allerdings unwahrscheinlich, dass sich der Boom fortsetzt.
Druck der Finma
Dieser Schluss lässt sich daraus ziehen, dass sich die grösste Schweizer Bank dem Druck der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht und dem oft gehörten Ruf nach Solidarität des Managements mit den Aktionären gebeugt hat. Sollte die Bank so tief in den Strudel der Corona-Krise geraten, dass die zweite Tranche der Dividende für 2019 im kommenden Herbst nicht ausgezahlt wird, sollen davon auch die Boni von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung betroffen sein.
In diesem Fall winken den Spitzenmanagern der Bank keine Boni in Bar. Stattdessen würden die entsprechenden Summen in Form von aufgeschobenen Aktien und bedingten Kapitalinstrumenten entrichtet.
UBS mit Vorbehalt
Zudem stellt die Bank in Aussicht, «je nach Bedarf» zusätzliche Massnahmen bezüglich der Bezahlung für den Verwaltungsrat unter Axel Weber und die Geschäftsleitung unter CEO Sergio Ermotti zu treffen. Ermotti gehört seit Jahren zu den am besten bezahlten Managern der Schweiz, er verdiente 2019 insgesamt 12,5 Millionen Franken.
Damit reiht sich die UBS unter den globalen Konzernen ein, die angesichts der absehbaren Wirtschaftskrise Abstriche bei der Vergütung der Chefetage machen. Im Unterschied etwa zu Santander-Chefin Ana Botin, welche auf die Hälfte ihres Lohns verzichtet, macht die UBS allfällige Anpassungen noch vom tatsächlichen Geschäftsgang abhängig.
Credit Suisse bleibt still
Die Credit Suisse, welche ihre Dividendenpolitik ebenfalls den Forderungen der Finma angepasst hat, äusserte sich nicht zu möglichen Änderungen der Lohnpolitik. Auch die zweitgrösste Schweizer Bank wird voraussichtlich ein sehr erfolgreiches erstes Quartal vermelden, wie sie schon Mitte März sagte.
Welchen Erwartungen die Chefs der Schweizer Banken gerecht werden müssen, zeigt der Blick ins Ausland und auf Industrien, welche von den Massnahmen gegen die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie bereits hart getroffen wurden. So hat Andrea Enria von der Europäischen Zentralbank in einem Interview mit der «Financial Times» zu «extremer Zurückhaltung» bei den Boni aufgefordert. Die 117 Banken unter Enrias Aufsicht dürfen zudem bis im Oktober weder Dividenden auszahlen noch Aktien zurückkaufen.
Fluggesellschaften als Vorbild
Namentlich viele Chefs von Fluggesellschaften und Reiseunternehmen haben zumindest vorübergehend auf Teile ihres Lohns verzichtet, wie eine Aufstellung der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) zeigt. Im Unterschied zu den Schweizer Banken, deren Dienstleistungen im Moment noch äusserst gefragt sind, sind dort allerdings auch die Angestellten unmittelbar von der Krise betroffen.
Sollten auch die Schweizer Grossbanken derart hart von der Krise getroffen werden, werden auch die Rufe nach Zurückhaltung bei den Banker-Boni anschwellen. Es wäre dann unwahrscheinlich, dass Ralph Hamers, welcher Ermotti im Herbst als UBS-Chef beerben wird, in seinen ersten Jahren ebenso fürstlich entlöhnt werden wird wie sein Vorgänger.