Finma baut um, integriert und zentralisiert
Die Finma schafft einen neuen Geschäftsbereich und legt zwei bestehende zusammen. Sie will damit bei der direkten Aufsicht schlagkräftiger werden, insbesondere mit Blick auf Vor-Ort-Kontrollen.
Wenige Minuten, nachdem die Finanzmarktaufsicht Finma den Abgang von Brigit Rutishauser und damit der stellvertretenden Direktorin und Leiterin des Geschäftsbereichs «Versicherungen» vermeldet hatte, verschickte sie eine zweite Mitteilung, in der sie eine Anpassung ihrer Organisation per Anfang April bekanntgab (neues Organigramm siehe unten).
Die Finma schafft einen neuen Querschnittsbereich «Integrierte Risikoexpertise» und legt die bisherigen Bereiche «Märkte» und «Asset Management» zusammen. Begründung der Reorganisation: «Die neue Struktur stärkt die Finma als integrierte Aufsicht, fördert die Expertise bezüglich finanziellen und nicht-finanziellen Risiken und unterstützt eine vertiefte, direkte Aufsicht, insbesondere durch mehr eigene Vor-Ort-Kontrollen.»
Bündelung zur Stärkung der integrierten Aufsicht
Im neuen Geschäftsbereich «Integrierte Risikoexpertise» werden die Risikofunktionen und Querschnittsthemen (Liquidität, Kapital- und Stresstests, Kreditrisiken, Geldwäscherei oder Sustainable Finance), Analysen und Instrumente sowie Vor-Ort-Kontrollen zentralisiert. Ziel dieser Bündelung ist es, die integrierte Aufsicht zu stärken. «Weiter wird die Aufsicht mit vertiefter Expertise unterstützt, vor allem durch eigene Vor-Ort-Kontrollen.»
Und die Finma gibt auch preis, wer den Bereich führt: Es ist Marianne Bourgoz Gorgé, bisherige Leiterin des Geschäftsbereiches Asset Management. Sie stiess 2022 zur Behörde und war vorher bei verschiedenen Banken im Risikobereich tätig, zuletzt acht Jahre als Group Chief Risk Officer bei der Genfer Kantonalbank.
Für grössere Darstellung bitte anklicken (Grafik: Finma).
Leiter des Bereichs «Asset Management und Märkte» wird Léonard Bôle. Er ist seit April 2014 Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Geschäftsbereichs Märkte und ausserdem für die Aufsicht über Finanzmarktinfrastrukturen verantwortlich. Er ist schon länger bei der Finma, hatte er doch seit 2009 leitende Funktionen im Bereich Geldwäschereibekämpfung und ab 2011 auch im Bereich Asset Management wahrgenommen.
Nun hat auch die Finma einen Chief Risk Officer
Zudem wird die «Policy-Expertise» beim Geschäftsbereich «Supervisory Policy und Legal Expertise« zentralisiert, alle relevanten Aspekte der Digitalisierung beim Geschäftsbereich Operations gebündelt sowie die Funktion eines Chief Risk Officer geschaffen. Letztere soll das bestehende Risikomanagement in den Geschäftsbereichen zentral koordinieren und optimieren.
In ihrer Mitteilung nimmt die Finma nochmals Bezug auf Rutishausers Rücktritt und hält fest, dieser sei «unabhängig von der Einführung der neuen Organisationsstruktur» erfolgt. Per 1. Mai übernimmt Vera Carspecken (die bereits seit 2010 für die Finma tätig ist) von Rutishauser die Leitung des Geschäftsbereichs «Versicherungen».
«Vertiefte und direkte Aufsicht sowie eine effektive Organisation»
Direktor Stefan Walter kommentiert: «Diese neue Struktur fördert unser Ziel einer vorbeugenden Aufsicht, welche maximale Wirkung bei den Beaufsichtigten erzielt und die Institute nach wie vor risikobasiert und verhältnismässig beaufsichtigt. Ein integrierter Gesamtauftritt, eine vertiefte und direkte Aufsicht sowie eine effektive Organisation sind entscheidende Voraussetzungen für unseren Erfolg.»
Und Marlene Amstad, Präsidentin des Verwaltungsrates, hält fest, dass die Finma sich damit auf die künftigen Herausforderungen als integrierte Aufsichtsbehörde einstelle: «Dazu gehören nicht nur neue Gegebenheiten auf dem Bankenplatz, sondern insbesondere auch Herausforderungen für den gesamten Schweizer Finanzplatz wie nichtfinanzielle Risiken und Conduct-Themen, also beispielsweise Geldwäscherei oder Cyberkriminalität.»