Was forschen Sie hier denn sonst noch?
Wir haben ein grösseres Projekt mit dem Massachusetts Institute of Technology MIT, in dem wir erforschen, wie die Nachhaltigkeit von Unternehmen von Rating-Agenturen gemessen wird. Zudem haben wir gerade ein Projekt, wo wir uns anschauen, ob Investoren eigentlich sensibel darauf sind, wie viel Impact ein nachhaltiges Investment hat. Also zum Beispiel, dass ein Produkt zehn Bäume pflanzt und ein anderes 10'000 – realisieren die Leute das, nehmen den Unterschied entsprechend wahr und sind auch bereit, für letzteres mehr zu bezahlen?
«Wir wollen ultimativ die nachhaltige Entwicklung vorantreiben.»
Oder sind die Leute einfach mit Nachhaltigkeit an sich als «tick-box» zufrieden und sind sozusagen unsensibel für das Mass an Impact, das ein Produkt hat? Wenn letzteres so ist, dann muss man die Kommunikation dahingehend anpassen, dass die Leute verstehen, welches Produkt mehr Impact hat. Denn wir wollen ja ultimativ die nachhaltige Entwicklung vorantreiben.
Und aus diesem Grund bilden Sie doch neben den vermögenden Personen auch noch Kundenberater von Banken aus. Wie kommt das an?
Auch die sind extrem froh, dass wir ihnen hier einen geschützten Rahmen anbieten, wo sie sich offen und ehrlich über solche Themen unterhalten können. Und auch die Arbeitgeber schätzen es: Ich dachte immer, dass die Banken solche Schulungen lieber in-house durchführen, aber das ist nicht immer so.
«Vor- und Nachteil der Nachhaltigkeit ist ja gerade, dass es so ein breites Thema ist»
Insbesondere senden auch die Alumni unserer Programme für Investoren entsprechend im Anschluss ihre Berater in diesen Kurs, sodass sie die Nachhaltigkeits-Interessen ihrer Kunden besser bedienen können. Und unser Kurs für Kundenberater ist absichtlich nur zwei Tage lang, und sehr effizient strukturiert, da Berater oft nicht sehr viel Zeit haben. Dieser Kurs wird sehr geschätzt, eben auch gerade wegen diesem Austausch, wegen der Kommunikation.
Die ist also der zentrale Punkt?
Genau. Darum geht es meistens, wie man eigentlich darüber redet. Vor- und Nachteil der Nachhaltigkeit ist ja gerade, dass es so ein breites Thema ist. Nehmen wir als Beispiel die 17 Nachhaltigkeitsziele der vereinten Nationen. Unterschiedliche Leute interessieren sich halt unterschiedlich stark für jedes dieser Ziele. Aber über jedes Thema könnte man eigentlich eine eigene Doktorarbeit schreiben. Das heisst, das ganze Thema Nachhaltigkeit ist sehr breit und sehr tief gleichzeitig, folglich gibt es da auch sehr viel Unsicherheit, wie man da als Berater – aber auch als Mitglied einer vermögenden Familie – genau kommunizieren soll.
Dann kann ja so ein Kundengespräch auch schnell zum kommunikativen Minenfeld werden.
Genau, das ist auch ein Thema in unserem Programm, dass wir den Leuten erklären, dass es toxische Begriffe gibt. Dass manche Leute, vor allem manchmal auch ältere Leute, die sehr negativ auf gewisse Begriffe reagieren, manchmal schon auf Wörter wie Nachhaltigkeit.
Weil sie sich angegriffen fühlen?
Zum Beispiel. Aber manche Begriffe sind auch politisch angehaucht, wie zum Beispiel der Begriff «Klimawandel» in den USA. Und da haben wir schon öfters die Situation, dass eben jüngere Leute sagen, ich muss mit älteren Leuten arbeiten, und die glauben nicht an den Klimawandel, und das gibt dann im Kurs viele Diskussionen. Wir sagen den Beratern oder Familienmitgliedern dann jeweils, sie können in diesem Fall auch nicht über den Klimawandel sprechen, sondern zum Beispiel über saubere Luft oder Zukunfstechnologien. Und sie sollen sich überlegen, was für andere Nachhaltigkeits-Themen denn für das Gegenüber relevant sind, weil eben, jeder hat Themen, die ihn interessieren.
Falko Paetzold ist Gründer und Managing Director am Center for Sustainable Finance and Private Wealth der Universität Zürich, das sich der Aufgabe verschrieben hat, global und vor allem im grossen Stil privates Vermögen in Richtung Nachhaltigkeit und der nachhaltigen Entwicklung zu verschieben. Vorher arbeitete Paetzold unter anderem bei der Privatbank Vontobel, an der Harvard Universität in Cambridge, USA und an der Sloan School of Management am MIT.
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