Im Zusammenhang mit der Bespitzelungsaffäre rund um den früheren Top-Manager Iqbal Khan opfert die Credit Suisse zwei Kaderleute. Der scheidende Chief Operating Officer handelte eigenmächtig – CEO Tidjane Thiam war nicht im Bild.
Die Credit Suisse hat am frühen Dienstagmorgen die Erkenntnisse ihres Untersuchungsberichts im Zusammenhang mit der Überwachungsaktion rund um Iqbal Khan präsentiert.
Dabei zeigt sich, dass Pierre-Olivier Bouée (Bild unten) in seiner Funktion als Chief Operating Officer (COO) eigenmächtig gehandelt hat. Er ordnete die Überwachung Khans an.
Mit niemandem besprochen
Im Zuge der Untersuchung durch die Anwaltskanzlei Homburger sagte Bouée aus, dass er, um die Interessen der Bank zu schützen, alleine entschied, die Überwachung Khans anzuordnen, und dass er dies nicht mit dem CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam, irgendeinem anderen Mitglied der Geschäftsleitung, dem Präsidenten des Verwaltungsrats, Urs Rohner, oder dem Vorsitzenden des Audit Committee besprach.
Die weitere Untersuchung ergab keinen Hinweis darauf, dass der CEO die Überwachung Khans genehmigt oder von dieser vor dem 18. September 2019 gewusst hat, nachdem die Überwachung abgebrochen worden war. Aus der Zeit vor dem Beginn der Überwachung liegen allerdings keine schriftlichen Instruktionen an die Detektive vor. Zudem seien «private Kommunikationen» teilweise gelöscht worden, hiess es in einer Zusammenfassung des Berichts von Homburger.
Khan blieb korrekt
Weder die Untersuchung von Homburger noch die Überwachung von Iqbal Khan erbrachten Anhaltspunkte dafür, dass Iqbal Khan entgegen seinen vertraglichen Verpflichtungen versucht hätte, Mitarbeitende oder Kunden der Credit Suisse abzuwerben.
Vor diesem Hintergrund hat Bouée die Verantwortung für diese Angelegenheit übernommen und dem Verwaltungsrat seinen Rücktritt erklärt, den der Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung angenommen hat, wie es am Dienstagmorgen weiter hiess. Ebenfalls hat der Verwaltungsrat den Rücktritt des Head of Global Security Services mit sofortiger Wirkung angenommen.
Die beiden Manager tragen damit die Konsequenzen für den Schaden, den die CS durch die Affäre genommen hat. Der Verwaltungsrat sei der Ansicht, «dass der Auftrag zur Überwachung von Iqbal Khan falsch und unverhältnismässig war und zu einem schwerwiegenden Reputationsschaden für die Bank geführt hat», hiess es in der Medienmitteilung
Amerikaner rückt nach als COO
Aufgrund des Rücktritts von Bouée hat der Verwaltungsrat der Credit Suisse James Walker mit sofortiger Wirkung zu dessen Nachfolger ernannt. Walker übt gegenwärtig verschiedene wichtige Funktionen im Finanzbereich der Bank aus, einschliesslich diejenige des Finanzchefs der wichtigsten amerikanischen Tochtergesellschaften sowie Head Product Control.