Die Credit Suisse hetzt ihrem früheren Star-Banker Iqbal Khan Detektive auf den Hals. In der Krise des Swiss Banking heiligt der Zweck die Mittel. Das ist ein Armutszeichen für eine Branche, in der einst eine Kultur der noblen Zurückhaltung galt.
Es ist ein Schuldgeständnis à la Credit Suisse (CS). Den unerhörten Vorgang, Privatdetektive auf Iqbal Khan während seiner Kündigungsfrist anzusetzen, bestätigte die Grossbank am Montag offiziell mit der Ankündigung, diesen nun intern zu untersuchen.
Die Schuld am Skandal wurde dabei zunächst auf die sensationslüsternen Medien geschoben, welche die Fakten und Ereignisse ungenau beschrieben und aufgebauscht hätten.
Aktion laut CS gerechtfertigt
Unabhängig davon, was die Untersuchung zutage bringen wird und welche Sündenböcke dafür herhalten werden müssen, Fakt ist: Die CS hat Iqbal Khan, den einstigen Lieblingsbanker von CEO Tidjane Thiam, beschatten lassen.
Ein CS-Insider, der nicht namentlich genannt werden will, sagte: «Wir hatten klaren und hinreichenden Verdacht, dass Khan versuchte, CS-Mitarbeiter zu seinem neuen Arbeitgeber UBS zu holen und dass er frühere Geschäftskontakte pflegte.» Man habe darum zu Recht Privatdetektive auf ihn angesetzt.
Ob dies nun eine illegale Aktion war, für welche die CS die Verantwortung übernehmen muss oder nicht, wird die Zürcher Staatsanwaltschaft ermitteln. Sie hat ein Strafverfahren wegen möglicher Nötigung und Drohung eröffnet.
Die aktuelle Paranoia
Die Massnahme der CS spricht Bände über die aktuelle Paranoia im Swiss Banking – namentlich bei den beiden grössten Schweizer Banken UBS und CS.
Dafür muss man sich die jeweilige Verfassung der beiden Grossbanken vor Augen führen und ihre Aussichten bei der Beibehaltung ihrer derzeitigen Strategie als Vermögensverwalter mit dazugehörender Investmentbank. Auf einen Satz reduziert: Der anhaltende und steigende Kostendruck überragt die Wachstums- und Ertragsaussichten bei weitem.
Einer kann den Unterschied machen
In solch einem Geschäftsumfeld kann ein einzelner Manager den Unterschied ausmachen. Bei der Genfer Privatbank Pictet ist es der ehemalige Julius-Bär-Chef Boris Collardi, von dem wichtige Impulse erwartet werden. Und bei der UBS ist es der frühere Wealth-Management-Chef der CS Khan und sein Erfolgsausweis, von dem nun wahre Wunder erwartet werden.
Schon bevor Collardi bei Pictet überhaupt startete, herrschten bei Julius Bär Verlustängste. Der Abtrünnige würde wichtige Manager, Berater und ihre Kunden abwerben. Tatsächlich setzte mit Collardis Wechsel ein deutlich stärkerer Wettbewerb um Kundenberater und -gelder ein.
Mehrere Teams wechselten von Julius Bär zu Pictet. Julius Bär wiederum rekrutierte bei der CS und anderen Instituten. Wo kein organisches Wachstum möglich scheint, akquirieren die Banken fähige Manager und deren Kunden.
Kritische Banker sind identifiziert
Bei der CS herrscht seit Khans Kündigung tatsächlich Alarmbereitschaft: Banker, welche Khan besonders nahe standen und Schlüsselpositionen innehaben, hat die Bank identifiziert.
Deren Telefone und Email-Accounts werden dem Vernehmen nach überwacht. Dabei soll es sich um Regionen-Chefs im Wealth Management handeln, wie Bruno Daher, den Leiter Naher Osten, oder Emma Crystal, Leiterin Ost- und Nordeuropa. Die CS bestätigte das nicht.
Die Gruppe der Khan-Getreuen bei der CS ist recht umfassend. Der 43-Jährige Shootingstar pflegte innerhalb seines Bereiches eine Art «Coterie», also ein ausgewählte Gruppe der leistungsfähigsten Banker. Ausserdem unterhielt Khan enge Beziehungen zur externen Beratern.
Sicherung der Geschäftsinteressen
So soll die Baarer Firma Move Wealth, gegründet vom Ex-CS-Banker Mohammed Alaoui, Bausteine für Khans höchst erfolgreiche Strategie geliefert haben. Die CS befürchtet nun, dass dieses Know-how mit Khan zur Konkurrenz abwandert.
Die Grossbank hat also gute Gründe, vor seinem Wechsel zur UBS Massnahmen zur Sicherung ihrer Geschäftsinteressen zu treffen.
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