Die Beziehung zwischen UBS-Chef Sergio Ermotti und Präsident Axel Weber hat sich merklich abgekühlt. Die Diskussion um Ermottis Nachfolge ist nicht der einzige Grund dafür, wie finews.ch erfahren hat.
Kürzlich gesellte sich UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber zu einer Sitzung der Geschäftsleitung der Grossbank. Der Grund: die nicht abreissenden Berichte um die Nachfolge von Sergio Ermotti.
Dem im neunten Jahr amtierenden UBS-Chef war ein Auftritt seines Präsidenten Weber im Fernsehen der Nachrichtenagentur «Bloomberg» sauer aufgestossen. Nachdem erste spekulative Berichte über die Suche eines potenziellen Nachfolgers in den Medien erschienen waren, gab Weber in dem Interview bereitwillig Auskunft.
Ob von Weber schlicht ungeschickt oder aber pure Absicht: Er lancierte das Thema Ermotti und dessen Nachfolge damit erst richtig – zum Missfallen Ermottis. Eine mit den Vorgängen vertraute Person drückte es gegenüber finews.ch vorsichtig so aus: «Weber trägt dazu bei, dass Ermotti verunsichert wird.»
In die Twitter-Falle getappt
Diese Verunsicherung äusserte sich wenig später: Ermotti reagierte auf Twitter heftig zu einem Artikel des deutschen «Manager Magazins», wonach er seinen Co-Wealth-Management-Chef Martin Blessing absägen wolle.
There is no truth to this @manager_magazin story from today. Not sure if we were purposely not given the chance to set the record straight prior to print. This is a desperate and unacceptable approach to create headlines.
— Sergio Ermotti (@UBS_CEO) 24. Januar 2019
Der Artikel war zu diesem Zeitpunkt erst im E-Paper für Abonnenten erhältlich gewesen. Die UBS-Medienstelle hatte sich noch nicht dazu geäussert. Ermotti machte mit seinem Tweet jedenfalls ungewollt beste PR für einen Text, der auf gezielt gestreuten Gerüchten beruhte.
An besagter Geschäftsleitungssitzung setzte Weber gemäss Informationen von finews.ch zu einer Art Entschuldigung an. Sein«Bloomberg»-Interview sei nicht geschickt gewesen, soll er eingeräumt haben.
Gute Miene zum bösen Spiel
Tatsächlich machte er Ermotti mit seinen Nachfolge-Äusserungen «lame duck», wie es die «Börsen-Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig) ausdrückte. Ein UBS-Insider sagte: «Die beiden sind nicht mehr kompatibel und machen nur noch gute Miene zum bösen Spiel».
Man könnte den Konflikt nun als Folge einiger unbedarfter Statements abtun. Doch wie finews.ch weiter erfahren hat, liegen die Ursachen tiefer. Es geht um die langfristige strategische Ausrichtung der UBS, und wer diese Strategie auf Jahre hinaus prägen wird.
Kein Sergio Ermotti im UBS-Verwaltungsrat?
Weber, so sagen mit den Vorgängen vertraute Personen, soll kein Anhänger der Idee mehr sein, Ermotti könne in den UBS-Verwaltungsrat wechseln und anschliessend das Präsidium übernehmen. Denn der Ex-Bundesbanker habe realisiert, dass mit Ermotti insbesondere der Aktienkurs der UBS nicht mehr zu beleben sei.
- Seite 1 von 2
- Weiter >>