Bei der UBS soll Wealth-Management-Co-Chef Martin Blessing laut einem Bericht vor dem Abschuss stehen. CEO Sergio Ermotti empört sich via Twitter.
Wenige Tage erst ist UBS-CEO Sergio Ermotti auf dem auch als «Kriegszone» bekannten Social-Media-Kanal Twitter präsent. Und bereits empört er sich. Nichts stimme an dieser Story des «Manager Magazins», schrieb der Chef der grössten Schweizer Bank am Donnerstag.
There is no truth to this @manager_magazin story from today. Not sure if we were purposely not given the chance to set the record straight prior to print. This is a desperate and unacceptable approach to create headlines.
— Sergio Ermotti (@UBS_CEO) 24. Januar 2019
Dies sei ein verzweifelter und inakzeptabler Versuch, eine Schlagzeile zu schaffen.
Worum es im Tweet Ermottis ging, liess sich zunächst nicht eruieren. Das deutsche «Manager Magazin» hatte noch gar keinen Artikel publiziert. Die Medienstelle der UBS verschickte auf Anfrage dennoch bereits ein Dementi. Die Story sei falsch und die Grossbank sei für einen Kommentar nie kontaktiert worden.
Eine Story namens «Zürich Geschnetzeltes»
Das «Manager Magazin» lüftete erst danach den Schleier über Ermottis Tweet: In der gedruckten Ausgabe erschien ein Artikel namens «Zürcher Geschnetzeltes» (bezahlpflichtig). Dort schrieb das deutsche Wirtschaftsmagazin, der UBS-CEO sei mit den Leistungen von Martin Blessing als Co-Chef des Global Wealth Managements dermassen unzufrieden, dass er den Headhunter Egon Zehnder beauftragt habe, einen Ersatz für den Ex-Chef der Commerzbank zu finden.
Das «Manager Magazin» stilisierte den Bericht einerseits zu einem Konflikt zwischen Ermotti und Verwaltungsratspräsident Axel Weber empor, auf dessen Initiative Blessing im Jahr 2016 zur UBS geholt worden sein soll. Zum anderen war die Story gespickt mit Zitaten von anonym gebliebenen UBS-Managern, welche Blessing Schwächen attestierten.
Unbedingt abklemmen
Der Wahrheitsgehalt des Artikels lässt sich somit kaum überprüfen, was aber nicht heissen muss, dass er «fake news» ist, wie es Ermotti und die UBS implizieren.
Die unmittelbare Reaktion Ermottis auf die erst geplante Publikation des Artikels zeigt vor allem, dass der UBS-Chef all die Gerüchte um seine Nachfolge und einen Umbau in der Konzernspitze, um jeden Preis abklemmen will. Dass Twitter dafür das geeignete Medium ist, sei dahingestellt.
Sowohl Ermotti als auch Weber waren in der vergangenen Woche damit beschäftigt gewesen, Journalisten im direkten Gespräch davon zu überzeugen, dass weder ein Rücktritt Ermottis bevorstehe noch in der Planung seiner Nachfolge mangels geeigneter Kandidaten Schwierigkeiten bestünden.
Unruhe in der UBS-Chefetage
Im «Manager Magazin» heisst es, Ermotti habe nicht nur mit dem Ex-Chef der Investmentbank der Bank of America, Christian Meissner, gesprochen. Auch mit dessen Stellvertreter Diego di Giorgio habe der Tessiner Kontakt aufgenommen.
Es ist klar, dass diese Berichterstattung in der UBS-Konzernleitung nicht nur beim UBS-CEO und bei Blessing für Unruhe sorgt, sondern auch bei den beiden Investmentbank-Chefs Robert Karofsky und Piero Novelli, die Ermotti nach dem Abgang von Andrea Orcel als Doppelspitze eingesetzt hat.
Gerüchteküche wird weiter brodeln
Die anhaltenden Versuche der UBS, das Thema «Nachfolge Ermotti» aus den Medien zu bringen, scheinen nicht zu fruchten. Der Grund ist, dass vorbei an den offiziellen Kommunikationskanälen aus der UBS derzeit zu viele unterschiedliche Informationen nach aussen getragen werden, welche das Thema wach halten.
Die weiterhin brodelnde Gerüchteküche liefert jedenfalls Hinweise, dass es im Führungsgefüge der UBS tatsächlich rumort.