Sowohl in der Schweiz wie weltweit fehlt der UBS-Sparte jetzt der starke Mann an der Spitze. Die Herausforderungen für die Investmentbank werden dabei nicht kleiner.
«Credit-Suisse-Urgestein geht zur UBS»: Die Schlagzeile von vergangenen Mai über den Antritt von Marco Illy (siehe Bild unten) als neuer Chef des UBS-Investmentbanking in der Schweiz ist Makulatur. Wie finews.ch jüngst exklusiv berichtete, hat unter anderem ein zweitweiliges Zerwürfnis des bekannten «Regenmachers» mit seiner früheren Arbeitgeberin den geplanten Wechsel vereitelt.
Als Folge davon bleibt die UBS-Sparte in der Schweiz ohne zentrale Führungsfigur. Seit dem Wechsel von Christine Novakovic in die Vermögensverwaltung wird das Firmenkunden-Geschäft (CCS) von Martin Kesselring, das Kapitalmark-Geschäft (ECM) von Thorsten Pauli und das Anleihen-Business (DCM) von Manuel Gadient ohne «Oberchef» geleitet.
Und es sieht nicht danach aus, als ob die Illy zugedachte Rolle bald gefüllt wird.
Kundenmann trifft auf Wall-Street-Profi
Damit spiegelt sich die globale Situation des UBS-Investmentbanking im Schweizer Geschäft wider. Auch dort fehlt seit vergangenem September der starke Mann an der Spitze. Zur Überraschung selbst von eingefuchsten Investmentbankern wechselte Divisions-Chef Andrea Orcel (siehe Bild unten) zur spanischen Konkurrentin Santander, um dort den Posten des CEO anzutreten. In der Folge war Orcels Austritt für Illy mit ein Grund, nicht bei der UBS Schweiz anzutreten.
Ob Orcel, ein Intimus von UBS-Chef Sergio Ermotti, den Schritt machte, weil er nicht mehr auf den CEO-Posten hoffen konnte – das wird gemunkelt – bleibt offen. Auf den so umtriebigen wie dominanten Italiener folgte bei der Investmentbank eine Co-Leitung: Piero Novelli und Robert Karofsky führen nun die Division.
Novelli gilt als umgänglicher «Kundenmann» und kümmert sich um die Beratung der Firmen. Karofsky leitet den wesentlich grösseren UBS-Handel mit Aktien und Devisen. Er ist ein Wall-Street-Profi durch und durch, dem wegen seines Instinkts schon der Übername «Killer Karofsky» verliehen wurde.
Ertrag vor Volumen
International wie auch in der Schweiz stellt sich damit die Frage, wie gut die Mehrfachleitungen für die UBS funktionieren werden. Aber vor allem: was aus der Division ohne ihren wichtigsten Fürsprecher Orcel im Konzern wird. Der war dafür bekannt, wenn nötig laut auf die Ansprüche der Investmentbank zu pochen. Als einer, den CEO Ermotti persönlich zur Bank geholt hatte, wurde er damit gehört.
Dies umso mehr, als er die seit 2012 gegenüber der Vermögensverwaltung stark zurückgestutzte Sparte erfolgreich führte. Allein zwischen 2015 und 2017 sparte Orcel fast eine halbe Milliarde Franken an Kosten ein. Die (adjustierte) Eigenkapital-Rendite ging zwar ebenfalls zurück, liess sich aber mit 16 Prozent Ende 2017 durchaus sehen. Die UBS-Investmentbank folgt damit recht erfolgreich der Devise: Ertrag vor Volumen.
Wie die Kroaten
Gleichzeitig gelang es Orcel, den Personalbestand in den letzten drei Jahren in etwa konstant zu halten. Dabei erwies er sich als ebenso harter wie inspirierender Chef: Die Trainingslager in der Wüste von Nevada sind legendär, und im vergangenen WM-Sommer feuerte er seine Mannschaft mit einem Kroatien-Vergleich an. Wie die Fussball-Elf aus dem Balkan müssten die UBS-Banker über sich hinauswachsen und entgegen aller Erwartungen ins Finale einziehen. «Das ist unter Kroatien-Moment!», rief Orcel seinen Untergebenen zu.
Tatsächlich hat die UBS-Investmentbank im Metier nunmehr nur noch eine Aussenseiter-Rolle. Um die Konzernbilanz nicht zu belasten, ist ihr im Gegensatz etwa zur amerikanischen Konkurrenz die Vergabe von Kreditlinien an Firmenkunden weitgehend untersagt. Laut Branchenkennern ist dies der wesentliche Grund, warum die UBS es in der Beratung von Firmenkunden bei Fusionen und Übernahmen (M&A) selten in die Kränze brachte. Firmen fordern die Kredite vielfach als Basis für weitere Aufträge.
Nicht unter den Top-Ten
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