Als Italiener tat sich Andrea Orcel schwer mit der Fussball-WM. Doch an den Kroaten hat der Chef der UBS-Investmentbank Feuer gefangen – und liess sich zu einer mitreissenden Botschaft inspirieren.
Vergangenen Dienstag pfiff die UBS zur Halbzeit. Das Semesterresultat, das die Grossbank ablieferte, vermochte die Erwartungen zu übertreffen. Besonders geglänzt hat dabei die Equipe der von Andrea Orcel angeführten Investmentbanker. Sie steigerten im zweiten Quartal den Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahr um 44 Prozent; dies, nachdem sie schon im ersten Jahresviertel ein Glanzresultat abgeliefert hatten.
Chef Orcel, der sowohl mit seinem Faible für Management-Metaphern wie durch seine Rastlosigkeit auffällt, sah sich vor diesem Hintergrund gleich zu einer aussergewöhnlichen Botschaft an seine Mannschaften veranlasst. Nachdem er schon Handtaschen und Ferraris beschworen hatte, versetzt er sich im Memo, das finews.ch vorliegt, in die Rolle des Fussball-Trainers.
In der Rolle des Aussenseiters
2018, ermahnt der Bankmanager sein Team, bestehe bekanntlich aus zwei Semestern. Und im zweiten Halbjahr müsse die UBS Investmentbank noch viel besser abschneiden als in der ersten Jahreshälfte. Dies umso mehr, als sich die Division gegenüber grösseren ausländischen Rivalen in der Rolle des kleinen Aussenseiters befinde.
Dabei entpuppt sich der Italiener Orcel als Kroatien-Fan. Wie die Elf aus dem Balkan an der vergangenen Fussball-Weltmeisterschaft, müssten die UBS-Banker über sich hinauswachsen und entgegen aller Erwartungen ins Finale einziehen. «Das ist unter Kroatien-Moment!», ruft Orcel seinen Untergebenen im Schreiben zu.
Torchancen sieht der höchste Investmentbanker der UBS dabei vor allem in China und den USA, wo sich im klassischen Beratungsgeschäft mit Fusionen und Übernahmen viel bewegt. Wie auch finews.ch berichtete, suchen die Schweizer dabei jene Deals und Talente herauszupicken, mit denen am meisten zu verdienen ist.
Den Pokal vom Platz tragen
Orcel, der seine Banker schon zur Abhärtung in die Wüste des US-Bundesstaats Nevada schickte, fordert einmal mehr kompromisslose Hingabe. «Ich gebe zu, unsere Kultur mag nicht für jedermann sein», stellt er im Mitarbeiterbrief fest. «Aber wer sich zur Arbeit hier entschlossen hat, der muss unsere Vision vollumfänglich teilen.»
Und Orcel wäre nicht er selber, würde er es mit der UBS nicht noch besser machen wollen als die Kroaten, die schliesslich den Franzosen den WM-Sieg überlassen mussten. «Im Dezember», ermahnt der Banker, «werden wir mit dem Pokal vom Platz gehen!»