Seit die italienische Unicredit systematisch damit begonnen hat, einen Anteil an der deutschen Commerzbank zusammenzukaufen, ist das Verhältnis zwischen den beiden grossen europäischen Geldhäusern frostig. In einer Stellungnahme bezeichnet die deutsche Seite nun das Vorgehen erstmals als «feindlich».
Mit einer Stellungnahme hat die Commerzbank am Mittwoch auf eine Interview von Andrea Orcel im Finanznachrichtensender «Bloomberg-TV» reagiert. Der CEO des italienischen Konzerns hatte sich dabei von der Gegenreaktion auf den Anteilskauf an der Commerzbank überrascht gezeigt und auf vorhergehende Kontakte sowohl mit Managern der Bank als auch mit Vertretern der deutschen Regierung verwiesen.
«Die HVB und die Commerzbank sprechen seit über 20 Jahren in beide Richtungen miteinander, denn es handelt sich um eines dieser Geschäfte, die man immer machen möchte, die sehr sinnvoll sind, aber aus irgendeinem Grund immer entgleisen», sagte Orcel. «In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir uns wahrscheinlich sowohl mit der Führung der Regierung als auch mit der Führung der Commerzbank in den Zehnergruppen getroffen, und ich wahrscheinlich auch.»
Vorgehen kann man nur als feindselig betrachten
In einem per Email versandten Statement der Commerzbank, die finews.ch vorliegt, wird dem widersprochen. In den vergangenen zwei Jahren habe es keine Gespräche mit der italienischen Bank über eine Annäherung gegeben, heisst es dort. «Das Vorgehen, einseitig eine bedeutende Beteiligung auf- und auszubauen, kann nur als feindselig betrachtet werden», erklärte die Commerzbank.
Unicredit hatte im vergangenen Jahr ein Aktienpaket von rund 4,5 Prozent aus Staatsbesitz erworben und danach mitgeteilt, dass man nun 9 Prozent halte. Danach wurde der Anteil sukzessive durch weitere Zukäufe und den Erwerb von Derivaten weiter gesteigert. Die Bank hat bei den europäischen Wettbewerbshütern beantragt, bis auf 28 Prozent ausbauen zu können, ohne ein allgemeines Übernahmeangebot abgeben zu müssen.
Bereitschaft zu Gesprächen
Laut Commerzbank könnten Gespräche nur auf der Grundlage eines konkreten Vorschlags stattfinden. «Wir haben stets unsere Bereitschaft zu Gesprächen signalisiert und würden einen Vorschlag von Unicredit im Interesse aller Beteiligten prüfen», heisst es weiter. «Bisher haben wir jedoch noch keinen Vorschlag erhalten.»
«Das Vorgehen der UniCredit hat viele Stakeholder bei uns unnötig verärgert, und das Management der Commerzbank muss sicherstellen, dass es die Interessen der Aktionäre und des Unternehmens weiterhin bestmöglich schützt.»
Kostensenkung und Aktienrückkäufe
Commerzbank-CEO Bettina Orlopp will die Bank stärken und die Kosten senken, auch um sich so gegen eine mögliche Übernahme zu wehren. Laut einem Bericht der «Financial Times» ist dabei auch der Abbau von «tausenden Stellen» vorgesehen. Für Mitte Februar ist ein Investorentag geplant, an dem die neue Strategie vorgestellt werden soll.
Auch die Aktienrückkäufe der Commerzbank sollen die Position festigen. Zuletzt hatte die Bank Anteile im Wert von rund 600 Millionen Euro erworben, was einem Anteil von knapp 3,3 Prozent entsprach.