Citigroup lässt sich als beste Privatbank der Welt feiern. Sie tut dies mit Seitenhieben gegen die Schweizer Konkurrenz – und dies nicht zum ersten Mal. Ein Faktencheck.
Sie gelten als der Goldstandard unter den Preisverleihungen im Private Banking: Die vom «Financial Times»-Konzern ausgerichteten «Global Private Banking Awards». Dieses Jahr fand eine Art Wachablösung statt. Erstmals gewann die US-Bank Citigroup den Preis der besten globalen Privatbank und überflügelte damit die UBS.
Gleich anschliessend durfte Peter Charrington, Chef der Citi Private Bank, auf der Finanznachrichtenseite «Private Wealth Management», diese gehört zum «FT»-Konzern, über den Erfolg seines Instituts und dessen Ursachen referieren.
«Aristokratische» Weltordnung im Private Banking
Dabei kam er schnell zum Schluss, der Grund für den Erfolg der Citi liege darin, dass die US-Banken die alte «aristokratische» Weltordnung im Private Banking, angeführt von den Schweizer Banken, nun aufbrechen würden.
Er führte anschliessend eine ganze Reihe von Indizien und Gründen an, welche seinen Befund belegen sollten. Nur: Charringtons Aussagen sind in Bezug auf die Schweizer Banken zumindest unpräzise und teilweise sogar falsch.
Falsche Wahrnehmung der UBS
Die US-Banken seien als die stärksten Institute im Private Banking aus der Finanzkrise hervorgegangen, so Charrington. Anders als Citi würde beispielsweise die die UBS ihr Wealth Management nicht als einzelnen Konzernbereich führen, sondern habe es wie andere Konkurrenten auch mit dem Asset Management oder dem Retailbanking zusammengelegt.
Citi hingegen habe ihre Privatbank und somit einen stärkeren Fokus auf anspruchsvolle Privatkunden und Family Office, die auch Kapitalmarktgeschäfte tätigen wollten. Somit könne die Bank ihren Privatkunden Zugang zum institutionellen Aktienhandel wie auch Beratungen für Devisenhandel bieten. «Ich kenne keinen Konkurrenten, dessen Organisation dies ermöglicht», so Charrington.
«Schweizer machen alles falsch»
Mit Blick auf die Organisation und das Geschäftsmodell von Schweizer Wealth Managern und vor allem auch auf die angesprochene UBS irritieren Charringtons Aussagen. Sie stimmen teils schlicht nicht: Was die Organisation von Wealth Management als Konzernbereich betrifft wie auch die Dienstleistungen für sehr vermögende UBS-Privatkunden, die wie bei der CS auch sehr wohl aus der Investmentbank bedient werden können.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein hochrangiger Citi-Private-Banker gegen Schweizer Institute schiesst. So wollte Bassam Salem, der damalige CEO der Citi Private Bank Asia, vor wenigen Jahren beobachtet haben, dass «die Schweizer in Asien alles falsch machen».
Top-Position an die UBS verloren
Sie würden den Markt völlig falsch einschätzen, von einem El Dorado der Millionäre ausgehen und dabei die gängigen Studien und Statistiken falsch interpretieren. Salem hob zudem Dienstleistungen für reiche Kunden seiner Citi hervor, welche die Schweizer Banken nicht anbieten könnten, wie das Vergeben von Krediten und Finanzierungen.
Salem machte diese Aussagen wohlgemerkt kurz nachdem Citi die Top-Position als grösster Wealth Manager Asiens an die UBS verloren hatte. Er scheint mit Blick auf die vereinzelt tatsächlich fehl geschlagenen Gehversuche von Schweizer Vermögensverwaltern in Asien auszublenden, dass mit Julius Bär und namentlich der CS zwei Schweizer Konkurrenten der Citi bezüglich verwaltete Kundengelder sehr nahe sind.
CS-intern heisst es sogar oft, Citi Private Bank läge nur deswegen auf dem zweiten Platz der Asien-«League Tables», weil sie ihr Affluent-Geschäft dazu zähle.
Wachstum und Volumen
Citi-Private-Banking-Chef Charrington darf zurecht auf die im Jahr 2017 gewonnenen 42 Milliarden Dollar Kundengelder – ein Wachstum von 17,2 Prozent – stolz sein.
Die UBS legte gemäss einer Statistik von Scropio von diesem Juni über 44 Milliarden Dollar zu und wuchs somit ebenfalls 17 Prozent. Die CS gewann 32 Milliarden Dollar Kundengelder, ein Wachstum von über 18 Prozent. Und Julius Bär dehnte 2017 die verwalteten Vermögen gar um über 20 Prozent oder 64 Milliarden Dollar aus.
Eine Wachablösung – bezüglich Wachstumstempo wie auch absolute Grösse – müsste aus Sicht von Citigroup anders aussehen.
Schweizer sind Asiens Wachstumschampions
Gerade auch in Asien, wo sich derzeit die Wachstumshoffnungen konzentrieren. Gemäss Berechnungen von «Asian Private Banker» wuchs Citi Private Bank 2017 gut 17 Prozent, in den letzten fünf Jahren durchschnittlich allerdings nur knapp 2 Prozent.
Die Schweizer: UBS knapp 34 Prozent im Jahr 2017, durchschnittlich knapp 12 Prozent seit 2013; CS 23 und 11 Prozent; Julius Bär 40 und 12 Prozent.
So betrachtet stimmt nicht einmal Charringtons Beobachtung, dass im globalen Wettkampf eine kleine Gruppe von Banken – neben Citi zählt er J.P Morgan, CS und UBS dazu – der kleineren Konkurrenz davonziehen würde.