Die Umweltorganisation Greenpeace konfrontiert die Credit Suisse am Paradeplatz. Die Aktivisten werfen der Schweizer Grossbank Umweltsünden vor.
Von Florian Wicki, finews.ch-Gastautor
Heute Dienstag waren bei Credit Suisse (CS) am Paradeplatz die Schotten dicht. Der Grund: Greenpeace demonstrierte vor dem Hauptsitz der Schweizer Grossbank.
Die Vertreter der Umweltorganisation stehen mit einem gelben Transparent mit der Aufschrift «400’000 Leute sagen den Banken #stoppipelines» vor dem Gebäude. Grosse Stellwände und grüne Aktivisten werden vom Sicherheitspersonal argwöhnisch beobachtet.
Die Umweltorganisation hat in 138 Ländern insgesamt über 400’000 Unterschriften für eine Petition gesammelt, die die CS und 11 andere Banken auffordert, die «finanziellen Beziehungen zu Teersand-Pipeline-Projekten, damit in Verbindung stehenden Pipeline-Unternehmen und/oder Energy Transfer, dem Unternehmen hinter der Dakota Access Pipeline (DAPL) in den USA» zu beenden, wie Greenpeace in einer Mitteilung erklärt.
Die Förderung von Teersandöl befeuere die Klimaerhitzung noch weit mehr als herkömmliches Öl und hinterlasse schwerwiegende Schäden an der Umwelt.
Nachhaltigkeit als Verpflichtung?
Katya Nikitenko, Finanzexpertin von Greenpeace Schweiz, fügt an: «Die Credit Suisse muss ihr Geschäftsmodell drastisch anpassen und auf eine kohlenstoffarme und nachhaltige Wirtschaft ausrichten. Das ist ihre gesellschaftliche Verpflichtung.» Es sei unverantwortlich, weiterhin Ölpipeline-Unternehmen zu unterstützen, damit mache sich die CS mitschuldig an der weiteren Klimaerhitzung.
«Die Vorwürfe der Kampagne von Greenpeace sind nicht neu. Wir verweisen auf unsere Stellungnahme, die seit Anfang 2017 auf unserer Webseite zu finden ist und unverändert Gültigkeit hat», schrieb ein Sprecher der Credit Suisse. «Darin kommt klar zum Ausdruck, dass Credit Suisse nicht an der Projektfinanzierung beteiligt ist. Entsprechende Behauptungen sind falsch und werden von der Bank entschieden zurückgewiesen.»
CS mehrfach im Visier
Wie zahlreiche andere Banken unterhalte die Credit Suisse zwar Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen, die am DAPL-Projekt beteiligt seien, heisst es auf der zitierten Website. Das von Banken und Investoren bereitgestellte Kapital werde aber für andere Aktivitäten eingesetzt. So seien gegenwärtig rund 20 Infrastrukturprojekte in verschiedenen Bundesstaaten in Planung (Pipelines, Gasaufbereitungsanlagen, Verteilerstationen) oder im Bau.
Es ist nicht das erste mal, dass Greenpeace die CS wegen Pipelines ins Visier nimmt: Bereits die Generalversammlung der Grossbank im April vergangenen Jahres wurde von Greenpeace empfindlich gestört. Aktivisten der Umweltschutzorganisation seilten sich damals während der Rede von CS-Chef Tidjane Thiam von der Decke ab (Bild unten).