Die Schweizer Kryptoszene kommt im Finanzestablishment an. Wie finews.ch erfahren hat, verleiht die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht erstmals eine Lizenz an einen Verwalter von digitalen Anlagen.
Ein Jahr hatte das Team von Jan Brzezek, CEO von Crypto Finance mit Büros in Zürich und Zug, dafür mit Verhandlungen zugebracht. Nun erhielt das Krypto-Startup grünes Licht von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), wie finews.ch vom Unternehmen erfahren hat.
Demnach hat die Fondstochter der Spezialistin für digitale Anlagen, die Firma Crypto Fund, als erstes und bisher einziges Kryptounternehmen in der Schweiz die Bewilligung als Vermögensverwalter nach Kollektivanlagegesetz erhalten. Somit spielt die Fondsfirma nun in der gleichen Liga wie weltweit anerkannte und regulierte Schweizer Fondsmanager.
Bereits Offshore-Fonds bewilligt
Die Bewilligung sei ein weiterer wichtiger Schritt für die Crypto Finance Gruppe, sich als einer der führenden Anbieter von Dienstleistungen im Digital-Asset-Bereich für Kunden weltweit zu etablieren, kommentierte CEO Brzezek den Meilenstein.
Diverse Schweizer Kryptofirmen, darunter das Startup Seba oder die Zuger Krypto-Brokerin Bitcoin Suisse, wollen sich um Finma-Bewilligungen bewerben. Als erste über die Ziellinie geht aber die erst im Juni 2017 gegründete Crypto Finance – die meisten Konkurrenten setzen derzeit auf die Zugehörigkeit zu Selbstregulierungs-Organisationen (SRO).
Die Jungfirma hat beharrlich auf dieses Ziel zugearbeitet. Im vergangenen Januar lancierte sie einen ersten Fonds auf Kryptoanlagen, der allerdings ausschliesslich institutionellen Investoren offenstand und in einem ersten Schritt offshore lanciert wurde.
Anlageberatung für Institutionelle
Als Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen ist die Crypto Fund künftig berechtigt, die Vermögensverwaltung und den Vertrieb von inländischen sowie ausländischen Fonds zu betreiben. Ebenso ist die Gesellschaft autorisiert, die Anlageberatung für institutionelle Kunden zu übernehmen. «Aber am wichtigsten ist sicher der operationelle Vorteil, den wir dadurch bei unseren Kunden wie etwa Banken geniessen können», sagt CEO Brzezek gegenüber finews.ch.
Ihm zufolge bricht nun für die Schweizer Kryptoszene eine neue Ära an. Die Finma-Bewilligung erhöhe die Messlatte für alle Kryptounternehmen in der Schweiz und auch im Ausland, ist man sich bei Crypto Finance sicher. «Die Bedeutung von Crypto Assets wächst und unser Ziel ist es, den Reifeprozess dieser aufstrebenden neuen Anlageklasse zu beschleunigen», erklärt der CEO weiter.
Ohne Berechenbarkeit kein Geschäft
Tatsächlich scheint mit der Finma-Unterstellung die «Sturm und Drang»-Phase der hiesigen Kryptoszene ihrem Ende zuzuneigen. Firmen wie Crypto Finance oder Bitcoin Suisse haben erkannt, dass man die etablierte Branche nicht für sich gewinnen kann, wenn man sich als grosser Disruptor inszeniert. Im Kreis des Finanzestablishment wird stattdessen aufgenommen, wer sich derselben Regulierung unterwirft und damit berechenbar wird.
Doch die Träume von einst sind nicht ganz verblasst. «Das wird einen sozioökonomischen Entwicklungsschritt auslösen, der mit dem Internet vergleichbar ist», sagte Brzezek unlängst gegenüber finews.ch zum Potenzial von Kryptoanlagen und der ihnen zugrunde liegenden Blockchain-Technologie.
Gewinn für die Schweizer «crypto nation»
Gleichzeitig gewinnt die Schweiz in ihren Bemühungen, im Standortwettbewerb der Kryptowirtschaft vorne mitzutun, mit dem Bescheid der Finma für Crypto Finance deutlich an Terrain.
Im Standortwettbewerb hat das Land im Wesentlichen eine vom Bund berufene Blockchain-Arbeitsgruppe vorzuweisen, die bis Ende Jahr ihren Bericht publizieren will. Letzten Februar hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) eine Wegleitung veröffentlich, die Startups wie Banken Anhaltspunkte zum boomenden Geschäft mit Erstausgaben von Kryptowährungen (ICO) gibt. Und die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) gab ihren Mitgliedern vergangenen September eine Wegleitung in die Hand, wie sich Geschäftskonti für Krypto-Startups eröffnen lassen.