Nein, das können Sie nicht. Nur ist das Thema immer noch neu, so wie es das Internet in den 1990er-Jahren war. Deshalb sehen die Grossbanken erst mal zu. Ich bin jedoch sicher, dass sie einsteigen werden, sobald die Volumen die richtige Grösse erreicht haben. Auch Grossbanker sind nämlich Opportunisten.
Allerdings hindern auch Sicherheitsbedenken den Einstieg in Krypto-Investments. Angesichts von Terrorfinanzierung und Geldwäsche sind diese Bedenken legitim. Profitiert Crypto Finance davon bei ihrem Speicherangebot?
Ich bin der Meinung, zur Grundfunktion einer Bank gehört die Aufbewahrung von Vermögensgegenständen für Kunden.
«Die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen wird exponentiell verlaufen»
Derzeit gibt es kaum sichere Lösungen für digitale Währungen, Token und generell für alle in der Blockchain verwahrten Anlagen. Die Kundschaft wird solches aber verstärkt von den Banken fordern – das bietet enormes Potenzial für uns.
Crypto Finance hegt ja auch Pläne für eine Banklizenz. Dann könnten Sie diesen Dienst gleich selber anbieten, oder?
Wir möchten Zulieferer des Banking bleiben. Allerdings prüfen wir die Beantragung einer Banken- und Effektenhändler-Lizenz. Dies, weil wir der Überzeugung sind, das unsere Tätigkeit – etwa der Handel mit digitalen Devisen – nach einer entsprechenden Bewilligung verlangt. Wir hoffen, das Ziel in einem optimistischen Zeitrahmen zu erreichen.
Im Rahmen der Jahrestagung Professionelle Kapitalanlage blicken Sie mit anderen Blockchain-Aficionados bis ins Jahr 2020. Was wird bis dahin geschehen?
Die Leute werden realisieren, welches gewaltige Potenzial die Blockchain bietet. Es wird immer mehr Anwendungen und professionelle Lösungen geben. Diese Entwicklung verläuft nicht linear, sondern exponentiell. Und nicht zuletzt verspricht die Technologie, die zwei Milliarden Menschen in Schwellen- und Drittweltländern zu erreichen, die keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Eine digitale Wallet und ein Smartphone ist alles, was es dazu braucht.
Das wird einen sozioökonomischen Entwicklungsschritt auslösen, der mit dem Internet vergleichbar ist.
Jan Brzezek amtet seit Frühling 2017 als CEO von Crypto Finance. Zuletzt war er im Asset Management der UBS tätig, bei der Grossbank befasste er sich zudem auf Gruppenebene mit neuen Technologien. Zu seinen weiteren Karrierstationen zählt der Schweizer Finanzinfrastruktur-Konzern SIX. Die 2017 im Zuger «Crypto Valley» gegründete Firma beschäftigt derzeit über 25 Mitarbeitende und bietet instutionellen Kunden Investments, Handel und Aufbewahrung von Kryptoanlagen an. Im Verwaltunsrat der Firma sitzen unter anderem der ehemalige Julius-Bär-Präsident Raymond Bär sowie der Entrepreneur Marc Bernegger.
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