Das Lager der traditionellen Banken hat dem Bitcoin einen raschen Untergang prophezeit. Doch die Kryptowährung ist kein kurzlebiges Phänomen, sondern hier, um zu bleiben. Das sind die Gründe.
1. Ein Frage des Misstrauens
Dies mag wohl der wichtigste Grund für die feste Etablierung des Bitcoin (und weiterer Kryptowährungen) sein: Das Misstrauen in das gegenwärtige Finanz- und Währungssystem. Die Politik der Notenbanken mit ihrer unheimlichen Ausweitung der Geldmenge mag zwar eine globale Wirtschaftsdepression verhindert haben. Es gelang ihr, wie auch der Finanzbranche, aber nicht, das nach der Finanzkrise erschütterte Vertrauen in das Banken- und Finanzsystem wiederherzustellen.
Bitcoin ist ein Produkt dieses Misstrauens. Den Mängeln bei Sicherheit, Transaktionsgeschwindigkeit und Design zum Trotz geniesst die Kryptowährung eine steigende Popularität und baut mit ihrem zunehmenden Erfolg die Misstrauenshürden ab. Die teilweise lauten Gegenstimmen aus dem Lager der Banken, seien es nun J.P. Morgan-CEO Jamie Dimon oder die Schweizer Grossbanken-Chefs Sergio Ermotti und Tidjane Thiam, welche vor einer Spekulationsblase warnen und im Bitcoin keinen Wert sehen, müssen in diesem Licht betrachtet werden. Aus diesen Stimmen spricht wohl auch das eigene Unbehagen über das herrschende Misstrauen gegenüber den Institutionen, welche sie leiten und vertreten.
2. Nicht mal Hacker können die Preishausse mehr bremsen
Wie sehr diese Beobachtung zutrifft, zeigte sich erst kürzlich: Am (gestrigen) Dienstag wurde bekannt, dass Diebe übers Wochenende Einheiten der Kryptowährung Tether im Gegenwert von knapp 31 Millionen Dollar entwendet hatten. Die jederzeit in Papiergeld wandelbaren Tether spielen eine gewisse Rolle im Handel mit dem viel bekannteren Bitcoin. Deshalb brach der Bitcoin-Kurs auf die Nachricht hin um 500 Dollar ein – nur um gleich wieder anzusteigen.
Das zeigt: Selbst eine turbulente Historie und neuerliche «Hacks» vermögen die Bitcoin-Käufer nicht abzuschrecken. Viel eher nehmen sie jeden Rückschlag als Einstiegschance wahr.
3. Bitcoin wird sexy – auch für gestandene Banker
Es ist noch keine Welle, doch finden sich beinahe täglich Meldungen über Vertreter aus dem traditionellen Banking, welche voll und ganz auf Bitcoin und die Blockchain-Technologie setzen. Die Schweiz hat seit dieser Woche mit Arthur Vayloyan ihr Paradebeispiel: Der frühere Manager bei der Falcon Private Bank und Leiter Private Banking Credit Suisse Schweiz ist per sofort CEO des grössten Schweizer Kryptowährungsbrokers und -dienstleisters Bitcoin Suisse.
Man darf sich sicher sein: Vayloyan vollzieht den Wechsel nicht, um die Spekulationswelle Bitcoin zu reiten, sondern aus Überzeugung über das Zukunftspotenzial von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie. Das gleiche gilt wohl für den ehemaligen Vontobel-Verwaltungsrat Philipp Cottier, der in der Woche zuvor zur Zuger Crypto Finance gestossen ist. Weitere gestandene Banker werden es Cottier und Vayloyan nachmachen.
4. Die Doppelzüngigkeit der Banken wird offensichtlich
Das Wort Finanzdienstleister sagt es eigentlich schon: Banken müssen ihren Kunden zu Diensten sein. Das sehen allmählich auch so widerspenstige Player wie J.P. Morgan ein. Erst noch hatte Chef Dimon den Bitcoin als hochgefährlich bezeichnet. Jetzt überlegt sich die Bank, ihren Kunden nicht doch Bitcoin-Optionen zugängig machen soll, wie das amerikanische Blatt «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete. Das macht die Doppelzüngigkeit der Banken bezüglich der digitalen Devise offensichtlich.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse, wo sich die unteren Chargen trotz der Bitcoin-Schmähreden ihrer Chefs sehr für das Kryptothema interessieren (finews.ch berichtete hier und hier).
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