Donald Trump gegen Hillary Clinton, Emmanuel Macron gegen Marine Le Pen: Die politischen Gräben ziehen sich nach den Wahlen bis tief in die Familien hinein. Für Banker bei der Beratung ein delikates Thema.

Der amerikanische Präsident Donald Trump versprach nach seiner Wahl im letzten November, die Kluft in der amerikanischen Gesellschaft zu überbrücken. Diese Gräben ziehen sich zuweilen bis in die Schlafzimmer hinein, wie sich zeigt.

So berichtete die Agentur «Reuters» jüngst von einer Frau, die sich nach 22 Ehejahren von ihrem Mann scheiden liess – weil der für Trump gestimmt hatte. Nach den mit viel Gift geführten Präsidentschaftswahlen reden 16 Prozent der Wähler nicht mehr mit Freunden oder Verwandten, die anders entschieden. Bei fast 40 Prozent der befragten US-Familien führte der Wahlkampf zu Streit.

Angst vor dem Schlagabtausch

Das Phänomen dürfte sich nicht auf die USA beschränken. In Frankreich öffneten sich in den jüngsten Präsidentschaftswahlen so tiefe Gräben wie selten zuvor; tief gespalten zeigten sich auch die Niederländer in den Parlamentswahlen vom vergangenen März. Die im September anstehenden Bundestagswahlen in Deutschland dürften die Bürger ebenfalls polarisieren.

Den aufgeheizten Politdebatten können sich auch die Bankberater nicht entziehen. Gerade im Private Banking haben sie den Auftrag, nahe an den Kunden heranzurücken. Nahe genug, so die Furcht der Branche, um in den Schlagabtausch der Familienmitglieder zu geraten. In den USA, wo die Branche bereits einige Erfahrungen mit dem delikaten Thema machten, rief diese Angst bereits die Ratgeber auf den Plan.

Unbedingt über Politik reden

So geht das amerikanische Branchenportal «Wealthmanagement.com» der Frage nach, wie mit «politisch zerstrittenen» Ehepaaren umzugehen sei. Die Lage ist in den Staaten immer noch dermassen aufgeheizt, berichtete ein Broker dem Portal, dass «Trump» eines der ersten Themen jeder Finanzplanungs-Sitzung sei.

Hüsteln und zum eigentlichen Thema der Sitzung übergehen – damit seit es aber nicht getan, weiss der Banker. Ihm zufolge sollten Kundenberater sehr wohl über Politik reden. Dabei gelte es jedoch, Folgendes zu beachten:

  • Was die Politik trennt, kann die Finanzplanung wieder vereinen. Denn die finanzielle Absicherung ist ein Ziel, das in den allermeisten Fällen beide Partner anstreben. Dabei lässt sich auch aufzeigen, dass die Vermögensplanung weniger stark von der Tagespolitik beeinflusst wird als gedacht.
  • Am Beispiel politischer Debatten wird zudem sichtbar, wie schnell Konflikte gemeinsam Erarbeitetes gefährden. Von da aus lässt sich auf die Notwendigkeit einer Finanzplanung überleiten, welche auch die Erben miteinschliesst. Gleichzeitig bringt sich die Bank als Partner der nächsten Generation ins Spiel.
  • Die Politisierung bestärkt zuweilen die Entschlossenheit, die Welt zu verändern. Banken können hier mit ihrem philantropischen Angebot Ideen liefern.
  • Angesichts der zahlreichen Versprechungen und Drohungen der Wahlkandidaten ist die Unsicherheit so gross wie nie. Da kann die Gewissheit, wenigstens das privates Auskommen gesichert zu haben, sehr beruhigend wirken.

Wie das Portal schreibt, ist das aufgeheizte Politklima eine einmalige Chance von Kundenberater, sich als «Lebens-Coach» ihrer Kunden zu profilieren. Dies ist ein Ziel, dem sich wohl auch Private Banker in der Schweiz gerne verschreiben. Nicht von ungefähr wird das politisches Engagement von Bankern hierzulande von vielen Instituten aktiv gefördert. Noch gilt die Politik als vereinende Kraft, auf deren Basis sich neue Netzwerke spinnen lassen.