Was die Fintech-Branche anstrebt, hinterlässt in den Köpfen der Banker Spuren: Banken könnten überflüssig werden. Valiant-CEO Markus Gygax sieht eine reale Gefahr – und entwickelt Strategien dagegen.
Des einen Freud ist des anderen Leid, so auch in der Finanzbranche: Lend hat vor zwei Wochen eine Finanzierungsrunde abgeschlossen, um ihre Plattform für Peer-to-Peer Kreditvergaben weiterentwickeln zu können. Das Startup bietet Investoren und Firmen die Möglichkeit, direkt einen Kreditvertrag abzuschliessen, und damit den teuren Zwischenhändler auszuschalten.
Genau dies lässt die kleineren Geschäftsbanken hellhörig werden. Obwohl die Volumen der direkten Kreditvergabe im Vergleich zu ihren kommerziellen Geschäften sich noch im Promillebereich bewegen, gibt es die Befürchtung, ein lukratives Business zu verlieren.
Marktplatz des Banking
«Wir wissen nicht, ob und wie sich ein solcher Marktplatz etablieren wird,» sagte Markus Gygax, Chef der Berner Valiant, in einem Interview mit dem «Bund». «Aber wenn er kommt, dann haben die Banken ein existenzielles Problem, denn ihr Geschäftsmodell wird überflüssig.»
Die Valiant hat deshalb entschieden, bei den Geschäftsmodellen, welche auf einem virtuellen Marktplatz beruhen, mitzumischen. Sie hat unter anderem mit der Swisscom das Business-Net entwickelt, welche für KMU Kunden Buchhaltung, Belegmanagement und Zahlungsverkehr mit der Onlinebuchhaltung verbindet, basierend auf der Idee, einen Markplatz für KMU zu gründen.
Kundenbindung stärken
«Es ist eine Erweiterung unserer Geschäftstätigkeit, indem wir nicht nur Zahlungsverkehr abwickeln und Kredite gewähren, sondern auch die Software für Business-Net vertreiben,» so Gygax. Die Bindung der Kunden zur Bank wird damit um ein Vielfaches stärker, weil sich die Bank letztlich nicht nur um die angestammten Finanzgeschäfte einer Firma, sondern auch die für die Buchhaltung nötige Software kümmert.
Am liebsten keine Schalterkunden mehr
Der Druck aufs angestammte Geschäft wird bei der Valiant auch anderswo zunehmend sichtbar. Kommenden Montag wird die Bank in Baden ihre erste Filiale ohne Kasse eröffnen und auch in Brugg wird Ende Jahr das gleiche Modell eingeführt.
Das Prinzip heisst weg vom Bargeldverkehr. Wie andere Banken auch möchte die Valiant ihre Kunden dazu bringen, nur noch für die Beratung einen Bankangestellten zu bemühen und alles andere elektronisch und an den Automaten zu erledigen.
Gygax räumt ein, dass er am liebsten gar keine Kunden mehr am Schalter sähe. «Das Ein- und Auszahlen von Geld kostet zu viel und kann auch am Bancomaten erledigt werden. Vielleicht braucht es ab und zu etwas Unterstützung.»
Ältere Menschen, die mit den Bancomaten nicht zurecht kämen, könnten über das Filialtelefon einen Berater anrufen, so der Valiant-CEO.