Als Crypto-Nation machte die Schweiz jahrelang international von sich reden. Nun könnte sich der Wind jedoch drehen. 

Am 20. Januar 2025 zieht Donald Trump zum zweiten Mal ins Weisse Haus ein. Spätestens dann wird man im Crypto Valley die Politik des US-Präsidenten sehr genau beobachten. Denn die Pläne Trumps könnten für ein Erdbeben hierzulande sorgen. 

Neben der Einführung massiver Strafzölle oder der Verschärfung der Migrationspolitik kündigte Trump unter anderem auch an, mit der bisher restriktiven Politik in Sachen Bitcoin & Co.  aufzuräumen und eine kryptofreundliche Regulierung umzusetzen.

USA wollen eine nationale Bitcoin-Reserve halten

Unter anderem will er Mining-Firmen anlocken: «Bitcoin made in the USA.» Dazu soll die stromproduzierende Wirtschaft massiv ausgebaut werden, damit jederzeit genügend Energie zur Verfügung steht.

Gleichzeitig will Trump Stablecoins und Bitcoins fördern und eine strategische nationale Bitcoin-Reserve anlegen.

Firmen in Zug spitzen die Ohren

Turmps Versprechen haben in den vergangenen Monaten zu einem regelrechten Kursfeuerwerk gesorgt. Unter anderem überschritt der Kurs im vergangenen Dezember kurzfristig die magische Grenze von 100'000 Dollar. 

«Wenn der US-Präsident hält, was er verspricht, dann wäre dies ein echter Gamechanger. Dies würde nicht ohne Folgen auf das Crypto Valley bleiben», sagt ein führender Manager eines in Zug beheimateten Krypto-Unternehmens. Seinen Namen will er allerdings nicht öffentlich lesen, zu heikel ist die Angelegenheit.  

Unzufriedenheit macht sich breit 

Kryptowährungen und die Schweiz: Dies war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte. Früher als viele andere Staaten hat man hierzulande um 2013 herum  für attraktive Rahmenbedingungen gesorgt. Mit über 1000 Blockchain-Unternehmen entwickelte sich die Schweiz zu einer internationalen Drehscheibe mit dem Kanton Zug an der Spitze. Der Übername der Region: Crypto Valley. 

Der Honeymoon ist längst vorbei. In der Branche macht sich Unbehagen breit. Bitcoin-Pionier Niklas Nikolajsen, der 2011 als Däne in die Schweiz kam und heute in Zug lebt, hält den Standort Schweiz nicht mehr für besonders attraktiv, wie er unlängst in einem Interview mit der «NZZ» erklärte.  

Vorteil verspielt 

«Einst besuchte ein Bundesrat sogar die Büros von Kryptounternehmen. In diesem politisch günstigen Umfeld verlieh die Finanzmarktaufsicht Finma sogar zwei Kryptofirmen eine Banklizenz. Das wäre heute nicht mehr vorstellbar. Als der politische Druck wegfiel, verlor die Finma ihren Mut», so Nikolajsen. 

Ein Streitpunkt ist unter anderem der Umgang mit Stablecoins. Das sind Krypto-Assets, deren Wert an eine Währung wie den Dollar, den Euro oder den Franken gebunden ist. 

Die Finma verlangt nun, dass alle an Stablecoin-Transaktionen Beteiligten identifiziert werden, und hat die konkreten Anforderungen an Stablecoin-Herausgeber und für die Banken formuliert, die Ausfallgarantien stellen. Dies löste bei Kryptofirmen einen Sturm der Empörung aus. 

Gleich gut zu sein, genügt nicht

Zusammen mit der Entwicklung in den USA könnte dieses Unbehagen schnell eine toxische Wirkung entfachen. Werden unter Trump die Bedingungen für die Krypotbranche gelockert und hierzulande verschärft, dann dürften viele Firmen dem hiesigen Standort den Rücken kehren. «Noch plant kein Player seinen Wegzug. Doch wenn die Schweiz nicht ein Zeichen setzt, ist ein Entscheid schnell gefällt», sagen mehreren Kryptomanager im Gespräch mit finews.ch

Ein solches Zeichen könnte eine Verpflichtung der Schweizerischen Nationalbank sein, Investitionen in Bitcoin zu tätigen, wie dies eine Volksinitiative verlangt. «Wenn die Schweiz nur das bietet, was auch alle anderen tun, dann sind wir weg vom Fenster. Dafür gibt der Schweizer Markt zu wenig her», bringt es ein Manager auf den Punkt.