Die Bitcoin Association Switzerland, die soeben einen personellen Neustart hinter sich hat, trifft sich in Bern zum Austausch mit Bundesparlamentariern. Das Ziel: Die Schweiz soll wieder ein führender Standort für Innovationen im Bereich Bitcoin, Krypto und Stablecoin werden. Das Momentum für eine solche Kampagne ist günstig.

Die Bitcoin Association Switzerland (BAS) macht Tempo. Der Branchenverband, der im November seinen Vorstand personell neu bestellt und mit einem ambitionierten Programm auch einen inhaltlichen Neustart angekündigt hatte, führte am Samstag in Baden seine Generalversammlung (zur Aufzeichnung) durch.

Dabei wurde Rahim Taghizadegan als fünftes Mitglied in den Vorstand gewählt. Taghizadegan, vor kurzem aus Wien nach Zug umgesiedelt, ist als äusserst belesener und beschlagener Protagonist der Österreichischen Schule der Nationalökonomie auch international in liberalen und libertären Kreisen bestens bekannt und vernetzt. Diese hoffen darauf, dass sich mit dem Bitcoin ein Fluchtweg aus dem «Käfig» des staatlichen Papiergeldsystems eröffnet.

Bestätigt wurden ferner Niklas Nikolajsen als Präsident, Phil Lojacono als Vizepräsident und Lisa Tscherry sowie Adriano Bertini als Mitglieder. Auch der neue Kurs wurde von der Versammlung gestützt.

Lässt sich die Vision wiederbeleben? 

Im November hatte die BAS angekündigt, sie wolle die führende Position der Schweiz bei der globalen Bitcoin-Einführung weiter festigen und den Bitcoin unter anderem auch politischen Entscheidungsträgern näherbringen. Und Ende November hatte Nikolajsen dem Bundesrat, der Schweizerischen Nationalbank und der Finanzmarktaufsicht Finma in einem Interview in der NZZ die Leviten gelesen. Die Vision, dass die Schweiz zu einem führenden Standort für die globale Kryptoindustrie werde, sei gestorben.

Nun sind den Worten Taten gefolgt. Am Montag haben sich Vertreter der BAS und der Swiss Blockchain Federation (SBF) in Bern mit Parlamentariern getroffen, um sich über Bitcoin, die Kryptobranche und die Rolle der Schweiz auszutauschen.

BAS und SBF

Schweizer Bitcoin- und Blockchain-Lobbyisten im Gespräch mit der Politik. (Bild: zVg)

Die Kommentare nach den Gesprächen lassen darauf schliessen, dass sie bei den Bundespolitikern mit ihren Anliegen nicht auf taube Ohren gestossen sind. Nikolajsen, der sich im Interview noch vom Politbetrieb desillusioniert gezeigt hatte, hielt immerhin fest, der Austausch sei sehr spannend und informativ gewesen. «Ich bin beeindruckt vom Schweizer Politsystem und der Offenheit der Schweizer Parlamentarier.»

Potential braucht die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen

Lojacono bestätigte zwar, dass die Schweiz ihre weltweit führende Position in den letzten Jahren verloren habe und die Innovationskraft der Bitcoin-Branche in andere Länder abgewandert sei. Aber: «Es freut uns zu sehen, dass es Bestrebungen im Parlament gibt, diese Entwicklung wieder zu drehen.»

Und Luzius Meisser, Mitglied des Expert Council der SBF, bemerkte wohl nicht zuletzt mit Blick auf die Finma: «Mit der Emission von Schweizer Stablecoins könnte ein grosses Potential genutzt werden, dafür braucht es aber die richtigen Rahmenbedingungen.» Die SBF hatte im August eine Aufsichtsmitteilung der Finma mit «Präzisierungen» zu den Anforderungen an Stablecoin-Emittenten regelrecht zerzaust, worauf die Behörde umgehend auf finews.ch ihre Sicht der Dinge darstellte.

Günstige Grosswetterlage für Werbefeldzug

Die Grosswetterlage für die Anliegen der Branchen ist günstig, und dass die beiden Verbände das Momentum nutzen, um eine aus ihrer Sicht notwendige Kurskorrektur einzuleiten, ist nur folgerichtig.

Erstens hat der Bitcoin allen Unkenrufen zum Trotz über die letzten Jahre eine eindrückliche Kursperformance hingelegt und sich von allen Rückschlägen wieder erholt.

Eindrückliche Performance, zunehmende Salonfähigkeit und Trumps Support

Zweitens prüfen immer mehr professionelle Schweizer Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen, ob sie nicht zu Diversifikationszwecken im Rahmen ihrer Quote für alternative Anlagen auch einen kleinen Anteil Bitcoin halten wollen – die Mutter aller Kryptowährungen wird peu à peu auch bei seriösen Anlegern salonfähig.

Und drittens tritt in den USA mit Donald Trump bald ein Präsident an, der den Bitcoin zumindest rhetorisch stark unterstützt und sogar eine strategische Reserve anlegen möchte – was übrigens auch hierzulande die Debatte um die richtige Zusammensetzung der Währungsreserven befruchten könnte, was durchaus zu begrüssen wäre.