Niklas Nikolajsen ist davon überzeugt, dass der Bitcoin-Kurs weiter steigen wird. Er kritisiert die Nationalbank, weil sie keine Bitcoins in den Währungsreserven hat, den Bundesrat, weil er die Vision einer global führenden Krypto-Schweiz nicht mehr verfolgt, und die Finma für ihre Mutlosigkeit bei der Vergabe von Banklizenzen.
Bitcoin-Pionier Niklas Nikolajsen, der 2011 als Däne in die Schweiz kam und heute in Zug lebt, sieht eine rosige Zukunft für die Kryptowährung, hält aber den Standort Schweiz nicht mehr für besonders attraktiv. Diese Aussagen macht Nikolajsen, der jüngst als Präsident mit einem neuen Vorstand das Ruder der Bitcoin Association Switzerland (BAS) übernommen hat, in einem Interview in der NZZ vom Mittwoch.
Dafür, dass der Bitcoin-Preis weiter steigen soll, nennt er zwei Gründe: kurzfristig das Versprechen von Donald Trump, eine Million Bitcoins als Währungsreserve zu äufnen, und langfristig die wachsende Akzeptanz des Bitcoins bei institutionellen Anlegern. «Als Anlageklasse wird er eines Tages ebenbürtig sein mit Vermögenswerten wie Gold oder Immobilien.»
Volksinitiative für Bitcoin als Währungsreserve
Bereits 2022 hatte die BAS gefordert, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Teil ihrer Währungsreserven auch in Bitcoins hält – bis heute verzichtet die SNB auf die Kryptowährung. Nikolajsen lässt aber an dieser Front nicht locker: «Mit der Vereinigung unterstützen wir auch eine Volksinitiative, die in der Verfassung festhalten will, dass die SNB nicht nur Gold, sondern auch Bitcoin als Reserven halten soll.»
Und direkt an die Adresse der Geldpolitiker: «Die letzten zehn Jahre hat die SNB EU-Anleihen, Unternehmensanleihen und sogar Aktien gekauft, um die Aufwertung des Frankens zu bremsen. Das hat zu enormen Verlusten geführt.» Sein Ratschlag: «Wenn man Risiken eingeht, sollte man nicht in Vermögenswerte investieren, von denen man weiss, dass sie an Wert verlieren werden.»
«Vision ist mit Personalwechseln im Bundesrat gestorben»
Der Gründer von Bitcoin Suisse hält auch fest, dass er, seit er das Unternehmen 2022 verlassen hat, dort keine offizielle Rolle mehr spielt. «Ich bin nur noch ein relativ kleiner Aktionär.»
Bei der Regulierung sei die Schweiz zwar immer noch besser als viele EU-Länder, aber weltweit nicht mehr führend. Die Vision, zu einem führenden Standort für die globale Kryptoindustrie zu werden, sei mit den Personalwechseln im Bundesrat gestorben. «Einst besuchte ein Bundesrat sogar die Büros von Kryptounternehmen. In diesem politisch günstigen Umfeld verlieh die Finanzmarktaufsicht Finma sogar zwei Kryptofirmen eine Banklizenz. Das wäre heute nicht mehr vorstellbar. Als der politische Druck wegfiel, verlor die Finma ihren Mut.»
«Finma will keine Kryptobanken mehr»
Die Finma habe seit Jahren keinem Krypto-Unternehmen mehr eine Banklizenz erteilt. «Die Behörde will keine Kryptobanken, sondern nur Banken, die Krypto machen. Die Schweiz ist leider nicht mehr der richtige Ort, um eine Krypto-Firma zu gründen», sagt Nikolajsen. «Die Regulierung läuft in die falsche Richtung.»
Gemäss Nikolajsen diskriminiert auch der Gesetzgeber Bitcoin als Anlageklasse. «Die Banken müssen Bestände der Kryptowährung mit viel zu viel Eigenkapital unterlegen. In der Praxis verhindert das, dass Banken oder andere regulierte Unternehmen grössere Mengen an Bitcoin auf ihrer Bilanz halten.»
Ungebrochene Passion für den Bitcoin als Weg für eine bessere Zukunft
Einfach hinnehmen will er diese negative Entwicklung nicht. Mit Blick auf seine Aufgabe als neuer Präsident der BAS führt er aus: «Es gibt beim Verband viel zu tun. Der Vorstand war in den vergangenen Jahren uneins darüber, wie die Prioritäten gesetzt werden sollen. Das Engagement der Mitglieder, aber auch die Lobbyarbeit in Bern haben darunter gelitten.»
Und im Interview wird auch klar, dass Nikolajsens Passion für die Kryptowährung ungebrochen ist und er darin viel mehr sieht als bloss eine lukrative Anlage: «Bitcoin ist die Liebe meines Lebens, zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern. Angesichts des ganzen Leids, das die Einführung des Papiergelds verursacht hat, sehe ich den Bitcoin als Weg für eine bessere Zukunft, für meine Kinder und für die Welt.»