Der neue SNB-Präsident hat an einer Konferenz in Zürich einmal mehr die Preisstabilität als das zentrale Ziel der Geldpolitik betont. Die Schweiz stehe dabei als kleine offene Volkswirtschaft mit einer Safe-Haven-Währung vor besonderen Herausforderungen.
Die Schweizer Konjunktur folgt laut Martin Schlegel oft anderen Entwicklungsmustern als andere Länder. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) brauche ein geldpolitisches Konzept, das bezüglich der akzeptierten Inflationsraten eine gewisse Flexibilität erlaubt, sagte der neue Präsident des Direktoriums laut Mitteilung an der diesjährigen Konferenz «The SNB and ist Watchers» am Freitag in Zürich.
Die Schweiz werde als kleine offene Volkswirtschaft mit einer Safe-Haven-Währung stark von Schwankungen der globalen Konjunktur beeinflusst. Die Auswirkungen weltweiter Nachfragerückgänge auf die Schweizer Wirtschaft werden durch eine Aufwertung der Währung in der Tendenz noch verstärkt, betonte Schlegel, der Anfang Oktober die Leitung der Notenbank von seinem Vorgänger Thomas Jordan übernommen hatte.
Auslandseinfluss auf Inflation
In der Vergangenheit sei zu beobachten gewesen, dass auf globale Konjunkturabschwünge wiederholt deutliche Rückgänge der Inflation folgten. Die Entwicklungen im Ausland hätten einen starken Einfluss auf die inländische Inflation.
Das sei der Grund, warum die Nationalbank Preisstabilität als eine Inflationsrate zwischen 0 und 2 Prozent definiert und anstrebt, die Inflation mittelfristig in diesem Bereich zu halten.
Das erlaube es der SNB, flexibel auf Schocks zu reagieren, wobei laufend Kosten und Nutzen der geldpolitischen Massnahmen gegeneinander abgewogen werden müssten.
Zwar habe es Phasen gegeben in denen die Inflation vorübergehend ausserhalb des Bereichs der Preisstabilität lag, doch sie sei immer relativ rasch wieder auf Werte innerhalb dieses Bereichs zurückgekehrt.
Leitzins und Intervention am Devisenmarkt
Dabei sei der Leitzins das zentrale Element der SNB-Politik, flankiert von zusätzlichen Massnahmen wie Devisenmarktinterventionen. Das sei eingesetzt worden, um der sowohl bei Deflationsgefahr entgegenzuwirken als auch um die Inflation zu bekämpfen.
Zu geringes Eigenkapital
Ein Nebeneffekt der Devisenkäufe war die Verlängerung der Bilanz der SNB, betonte der Präsident. Das habe zu starken Schwankungen des Jahresergebnisses geführt, und angesichts der Bilanzrisiken sei das Eigenkapital der Nationalbank derzeit deutlich zu niedrig. «Das Eigenkapital der SNB aufzubauen, muss deshalb Vorrang haben vor Gewinnausschüttungen», sagte er.
Schlegel wertet es auch als einen Erfolg der Notenbankpolitik, dass sich die Schweizer Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten im internationalen Vergleich gut entwickelt hat. Die Preisstabilität sei trotz erheblicher Deflations- und Inflationsrisiken sichergestellt worden. Auch in Zukunft werde man durch die Gewährleistung der Preisstabilität zu günstigen wirtschaftlichen Bedingungen in der Schweiz beitragen.