Das Schweizer Gewerbe wehrt sich gegen die ihrer Ansicht nach viel zu hohen Zinsen für die noch ausstehenden Covid-19-Kredite. Gefordert wird eine deutliche Senkung und eine komplette Streichung bei Krediten unter einer halben Million Franken.
Seit März 2023 gelten bei den Covid-19-Krediten unverändert Sätze von 1,5 Prozent bei Kreditvolumen unter 0,5 Millionen Franken bzw. 2,0 Prozent darüber. Angesichts der jüngsten Zinssenkungen der SNB wird eine Streichung oder deutliche Senkung gefordert.
Durch die Zinsentwicklung seien aktuell die Banken die Profiteure, schreibt der Verband Gastrosuisse in einer Mitteilung vom Dienstag. In der Debatte zu diesem Gesetz habe der Bundesrat versprochen, dass er sich bei allfälligen Zinsanpassungen mit Sicherheit zugunsten von 100’000 KMU und nicht zugunsten von 123 Banken entscheiden werde. «Wir nehmen den Bundesrat beim Wort», sagt Verbands-Präsident Beat Imhof.
Das Finanzdepartement legt die Zinssätze jeweils per Ende März fest. Im vergangenen Jahr hatte es keine Anpassung gegeben, nachdem sie im März 2023 auf die aktuell gültigen Sätze angehoben wurden.
Leitzins liegt 1,25 Prozent tiefer
Innerhalb eines Jahres ist der Leitzins um 1,25 Prozentpunkte gesunken, heisst es weiter. «Der Präsident des Direktoriums der SNB schliesst Negativzinsen nicht aus. Der Leitzins dürfte in naher Zukunft weiter sinken. Deshalb reicht es nicht aus, die Zinsen nur leicht anzupassen.»
Gefordert wird nun, dass die Zinsen für Covid-19-Kredite unter einer halben Million ganz gestrichen und jene für die höheren Kredite auf 0,5 Prozent gesenkt werden.
Finanzministerin Karin Keller-Sutter habe bereits in einer Antwort geschrieben, dass der Antrag ihres Departements die Entwicklung berücksichtigen werde.
SBVg: Banken erzielen keine hohen Gewinne
Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) widerspricht der Bewertung durch die Gewerbeverbände. «Die Aussage, dass Banken mit den Covid-19-Krediten hohe Gewinne erzielen, ist falsch», heisst es in einer Stellungnahme gegenüber finews.ch. Generell gelte nach wie vor, dass Banken am Covid-19-Kreditprogramm weder verdienen noch verlieren sollen. «Mit der vom Bundesrat vorgenommenen Gleichsetzung von Covid-19-Kreditzins und SNB-Leitzins werden lediglich die Refinanzierungskosten der Banken gedeckt. Die operativen Aufwände der Banken wie Kontoführung, Umsetzung der Amortisation oder Abklärungen zu mutmasslichen Missbräuchen sind nicht gedeckt.» Das Kreditprogramm läuft noch bis 2028.
Weniger als 1 Prozent abgeschrieben
Die Branchenverbände betonen, dass bereits 72 Prozent der 2020 gewährten Kredite zurückbezahlt sind. Diese haben eine Laufzeit von acht Jahren und in Härtefällen von zehn Jahren.
Mitte Januar hatte der Bund 145 Millionen Franken der ausstehenden Kredite als uneinbringlich abgeschrieben. Das habe rund 0,9 Prozent des Kreditvolumens entsprochen.
Laut dem Eidgenössischen Finanzdepartement gab es von den ursprünglich gewährten 137'870 Covid-19-Krediten per Stichtag 30. Januar 2025 noch 65'548 laufende Kredite mit einem Gesamtvolumen von 6,01 Milliarden Franken.
In der Bilanz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wird das Volumen der gedeckten Darlehen, worunter die Absicherung der Covid-19-Kredite verbucht wird, per Ende 2024 mit 1,49 Milliarden Franken ausgewiesen.
Hohe Zinsen belasten Unternehemen
«Die Unternehmen bezahlen die Kredite zurück, wenn man ihnen Zeit lässt», sagt Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verband. «Es braucht keinen Druck durch hohe Zinsen.» Das Gegenteil sei der Fall: Eine zu hohe Zinslast würde Rückzahlungen gefährden, weil sie Unternehmen wirtschaftlich zurückbinde.
Die Forderung wird von den Verbänden der stark betroffenen Wirtschaftssektoren Gastronomie, Hotellerie, Fitness, Handel, Veranstaltung, Reinigung, Holzverarbeitung und Bau unterstützt wie es weiter heisst.