Die SIX und Diebold Nixdorf kooperieren und wollen so einen Beitrag dazu leisten, dass die Versorgung mit Bargeld in der Schweiz auch künftig sichergestellt ist. Sie setzen dabei auf Effizienzgewinne. Bancomaten sollen künftig durch ein eigenes Netzwerk betrieben werden. Die Ankündigung dürfte ganz im Sinne der Nationalbank sein.
Die Finanzmarktinfrastrukturanbieterin SIX und das im Zahlungsverkehr tätige Technologieunternehmen Diebold Nixdorf bündeln ihre Kompetenzen rund um die Bargeldversorgung und den Betrieb von Bancomaten (für die im Communiqué vom Dienstag das angelsächsische Kürzel ATMs bemüht wird).
Die beiden Unternehmen entwickelten durch «die Kombination von Knowhow, Technologie und einem breiten Partnernetzwerk gemeinsam einen neuen Ansatz für die Herausforderungen, mit denen der Markt konfrontiert ist», heisst es im besten Marketing-Deutsch. Es werde mit innovativen Partnern wie Helveticor (einem Anbieter im Bereich der Hochsicherheitslogistik) evaluiert, «wie die Bargeldlogistik nachhaltig und effizienter gestaltet werden kann».
Immer weniger Filialen und Bancomaten
Der ernste Hintergrund der Meldung ist die fortschreitende Digitalisierung im Zahlungsverkehr, die auch im Alltag zu beobachten ist. Bargeld und Bargeldversorgung passten sich den Marktveränderungen an, stellt die SIX fest. In der Schweiz habe Bargeld in weiten Bevölkerungskreisen nach wie vor einen hohen Stellenwert, doch das Verschwinden von Bank- und Postfilialen sowie Geldautomaten habe Auswirkungen auf dessen Verfügbarkeit.
Gemäss Angaben von SIX hat sich zwischen 2015 und 2023 die Zahl der Bankfilialen von 3'100 auf 2'600 und diejenige der Postfilialen von 1'500 auf 800 reduziert. Anfang 2000 waren noch 7'200 Bancomaten in Betrieb, heute sind es weniger als 6'400.
Im Kampf gegen die Negativspirale
Diese Entwicklung berge das Risiko, dass die Kosten für die Bargeldversorgung stiegen, die Banken als Betreiber der Geldautomaten weiter unter Druck gerieten und dadurch die Kosten für die Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur in die Höhe getrieben würden, erläutert die SIX – und teilt damit offenbar die Sorge der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor einer Negativspirale im Bargeldbereich.
Die Kooperation zwischen SIX und Diebold Nixdorf soll nun dazu beitragen, eine breite Bargeldversorgung in der Schweiz langfristig sicherzustellen. Zusammen decke man die gesamte Wertschöpfungskette der Bargeldversorgung ab. Für Bancomaten-Nutzer soll sich nichts ändern, doch Banken sollen von schlankeren Prozessen profitieren. Ziel sei es, eine effiziente Bargeldbewirtschaftung zu erreichen, indem alle relevanten Betriebs- und Managementdienstleistungen aus einer Hand angeboten würden.
Bargeldbewirtschaftung mit ATM-Pooling effizienter machen
Das Schlagwort dafür lautet «ATM-Pooling» Das bedeutet, dass die Schweizer Banken, die bisher die ATMs betreiben, diese in ein separat betriebenes Netzwerk einbringen. Und die SIX führt aus: «Ein solches Netzwerk hätte insbesondere die Aufgabe, den Betrieb von ATMs hinsichtlich geografischer Abdeckung, Betrieb und Bargeldlogistik so zu optimieren, dass die Schweizer Banken ihren Kunden und ATM-Nutzern weiterhin einen umfassenden Zugang zu Bargeld garantieren können.»
Im September soll ein Anlass mit Schweizer Banken als ATM-Betreiberinnen durchgeführt werden, an dem die Anforderungen für die Umsetzung eines ATM-Poolings thematisiert werden.
Die nicht ganz unsichtbare Hand der Nationalbank
Bislang ist die SIX in der Öffentlichkeit nicht als dezidierte Verteidigerin von Banknoten und Münzen besonders aufgefallen – was daran liegen dürfte, dass sie auch die Infrastruktur für den bargeldlosen Zahlungsverkehr betreibt und Dienstleistungen rund um Karten- und mobile Transaktionen anbietet.
Die Frage der Verfügbarkeit und der Akzeptanz von Bargeld beschäftigt zunehmend die Schweizer Politik, sind doch dazu auch zwei Volksinitiativen lanciert worden. Die SNB hat in der Folge deutlich gemacht, dass sie keine Negativspirale im Bargeldbereich hinnehmen will. Man kann also die Ankündigung von SIX und Diebold Nixdorf durchaus auch als eine Frucht des mehr oder weniger sanften Drucks der SNB interpretieren.