So genannte Schattenbanken werden zunehmend als Risiko für die weltweite Finanzstabilität betrachtet. In Grossbritannien müssen sich nun einige der weltweit grössten Hedgefonds erstmals einem Stresstest unterziehen. Das könnte Schule machen.

Schattenbanken und Hedgefonds sind seit einiger Zeit auf dem Radar der Regulierungsbehörden. Das Schattenbankensystem ist grösser denn je, ebenso die Macht der Hedgefonds im globalen Finanzsystem. Damit haben auch die Risiken für die internationale Finanzstabilität deutlich zugenommen.

Hedgefonds sind eine geheimnisumwitterte, weil wenig transparente Branche, die im Schatten der Banken operiert. Die einen nennen die Star-Hedgefonds-Manager ehrfürchtig «Masters of the Universe», die anderen abfällig «Heuschrecken». Diese Finanzvehikel unterliegen allerdings nicht der gleichen strengen Aufsicht wie traditionelle Banken.

Erster Stresstest für Schattenbanksystem

Aufsichtsbehörden wie das Financial Stability Board (FSB), das nach der Finanzkrise 2008 gegründet wurde und die heutige Bankenregulierung massgeblich geprägt hat, wollen diese Investmentgesellschaften stärker an die Kandare nehmen. Generell versuchen Regulatoren weltweit, die potenziellen Gefahren, die von Schattenbanken ausgehen, einzudämmen – dies wohl bald auch in der Schweiz, wie finews.ch unlängst berichtete.

In Grossbritannien hat die Bank of England vor kurzem ihr erstes systemweites Sondierungsszenario gestartet, das das Verhalten von Banken und Nichtbanken-Finanzinstituten wie Hedgefonds unter angespannten Finanzmarktbedingungen untersuchen soll.

Auf der Liste stehen traditionelle Grossbanken wie HSBC, Barclays, Goldman Sachs, J.P. Morgan oder Fondshäuser wie Abrdn. Aber auch viele der weltgrössten Hedgefonds wurden in den ersten Stresstest für den Schattenbankensektor einbezogen.

Doppelt so gross

Diese Vehikel müssen offenlegen, ob ihre Investitionsaktivitäten das Risiko bergen, wirtschaftliche Schocks zu verstärken und das britische Finanzsystem zu schädigen. Dazu gehören bekannte Hedgefonds wie Brevan Howard, Point72 Asset Management, Citadel, Millennium Capital Partners, Rokos Capital Management und Capula Investment Management.

Der Bericht kommt vor dem Hintergrund wachsender Besorgnis über die Rolle des Schattenbankensystems, das sich seit der Finanzkrise verdoppelt hat und für etwa die Hälfte der weltweiten Unternehmenskredite verantwortlich ist.

Im Gegensatz zu Stresstests im Bankensektor, die die Widerstandsfähigkeit einzelner Unternehmen messen, soll laut der britischen Tageszeitung «The Guardian» die Analyse des Schattenbankensystems den Regulierungsbehörden helfen zu verstehen, wie diese Unternehmen während eines Marktabschwungs auf die Entscheidungen anderer reagieren.

Ergebnisse im nächsten Jahr

Der zweistufige Test wird zunächst zeigen, wie die Unternehmen auf einen hypothetischen wirtschaftlichen Schock reagieren würden, bevor ein zweites Szenario auf der Grundlage des kollektiven Handelns der Gruppe erstellt wird.

Die Prudential Regulation Authority der Bank of England führt die Studie gemeinsam mit der Financial Conduct Authority und Pensions Regulator durch. Die Ergebnisse sollen 2024 veröffentlicht werden – zehn Jahre nachdem traditionelle Banken 2014 zum ersten Mal einer ähnlichen Prüfung unterzogen wurden.