Mehr als ein Drittel der in der Schweiz gemeldeten Vermögen mit Verbindung zu Russland stammt von der Credit Suisse. Darunter sind auch Gelder von sanktionierten Personen – aber nicht nur.
Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Bund aufgrund der Übernahme der EU-Sanktionen Vermögen mit Verbindung zu Russland und Belarus in der Schweiz im Umfang von über 7,5 Milliarden Franken sowie 15 Liegenschaften sperren lassen.
Ausserdem haben hiesige Banken auch Einlagen von nicht-sanktionierten Russinnen und Russen ab 100’000 Franken beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gemeldet und sich verpflichtet, ab diesem Betrag keine weiteren Kundengelder entgegenzunehmen.
Nicht nur sanktionierte Personen
Gemäss dem Seco sind dabei bis Mitte November rund 7’500 Geschäftsbeziehungen und eine Summe von 46,1 Milliarden Franken mit Russland-Konnex gemeldet worden.
In diesem Zusammenhang hat die Credit Suisse (CS) russische Vermögenswerte von 17,6 Milliarden Franken gesperrt oder eingefroren, wie die «Sonntagszeitung» in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet. Dies entspricht mehr als einem Drittel aller gemeldeten russischen Vermögenswerte in der Schweiz.
Vekselberg ohne Zugriff
Nur rund 4 Milliarden Franken der russischen CS-Gelder stammen gemäss der Zeitung von Personen, die auf der Sanktionsliste stehen.
Bei den übrigen 13,6 Milliarden Franken handelt es sich, wie es heisst, zum einen um Personen wie Viktor Vekselberg, der sein Konto bei der CS hat, aufgrund anderer Sanktionen allerdings keinen Zugriff darauf hat.
UBS weniger betroffen
Zum andern könnten Gelder der russischen Zentralbank oder des russischen Staats betroffen sein, die zwar nicht sanktioniert, aber de facto eingefroren seien.
Bei der doppelt so grossen UBS beträgt der Anteil betroffenen russischen Gelder per Ende drittes Quartal 2022 rund 0,3 Prozent der investierten Vermögen in der Sparte Global Wealth Management (GWM). Umgerechnet entspricht dies 7,5 Milliarden Dollar. Für das abgelaufene vierte Quartal hat die Grossbank den Anteil nicht mehr ausgewiesen. Er dürfte allerdings tiefer liegen als im Vorquartal.
Kritik von Josef Ackermann
Unlängst hatte sich Josef Ackermann in die Diskussion um die Sanktionen der Schweiz gegen Russland eingeschaltet, wie auch finews.ch berichtete. Dabei kritisierte er, dass sich die Schweiz im Umgang mit russischen Vermögenswerten zu stark von den Interessen aus Brüssel oder Washington beeinflussen lasse. Diese Interessen seien nicht deckungsgleich mit jenen der Schweiz.
Ackermann sah Rechtsstaatlichkeit und Eigentumsrechte gefährdet, wenn die Schweiz einzelne Bürger oder russische Oligarchen generell verantwortlich mache für die Politik der russischen Regierung.
Verheerend für den Finanzplatz
Eine Konfiskation der Vermögenswerte wäre gemäss Ackermann ein verheerendes Zeichen für den Schweizer Finanzplatz. Dann müssten künftig auch Bürger anderer Länder damit rechnen, dass die Schweiz ähnlich vorgehe, wenn andere Regierungen völkerrechtlich etwas Zweifelhaftes tun.