Grossanleger haben in Grossbritannien einen geringeren Appetit auf risikoreiche Anlagen wie Immobilien. Bei britischen Immobilienfonds sind die Rücknahmeanträge gestiegen. Führende Vermögensverwalter führen nun Beschränkungen bei den Abhebungen ein.
Die britischen Finanzmärkte wurden jüngst als Reaktion auf die Steuersenkungspläne der neuen Regierung kräftig durchgeschüttelt. Die Kursreaktion an den Devisen- und Obligationenmärkte war zeitweise so heftig, dass einige britische Pensionsfonds offenbar kurz vor dem Zusammenbruch standen. So musste denn auch die Bank of England am Markt intervenieren, um die Kurse von Schuldtiteln zu stützen.
Die Nachwirkungen der Marktturbulenzen hallen am britischen Finanzmarkt weiterhin nach. Sie offenbaren sich insbesondere auch in Immobilienfonds, zumal am britischen Häusermarkt im Zuge steigender Hypothekarzinsen dunkle Wolken aufgezogen sind. So haben die Vermögensverwalter Blackrock, Columbia Threadneedle und Schroders den Betrag begrenzt, den Grossanleger aus ihren britischen Immobilienfonds abziehen können.
Längere Wartezeit
Dieser Schritt bedeutet, dass Pensionsfonds länger auf ihre Auszahlungen warten müssen. Viele von ihnen hatten bereits vor Monaten aufgrund der volatilen Märkte und der steigenden Zinssätze beantragt, ihr Geld aus weniger liquiden Immobilienfonds abzuziehen, wie das Online-Portal «Financial News» berichtet (Artikel bezahlpflichtig).
So habe etwa Columbia Threadneedle mitgeteilt, dass die Abhebungen aus dem 2,3 Milliarden Pfund schweren «Pensions Pooled Property Fund» aufgrund von Liquiditätsengpässen infolge der jüngsten Marktvolatilität und einer anschliessenden Zunahme der Rücknahmeanträge von täglich auf monatlich umgestellt werden.
Nach Verkauf von Vermögenswerten
Schroders hat dem Bericht zufolge ebenfalls Beschränkungen für den 2,7 Milliarden Pfund schweren «Schroders Capital UK Real Estate Fonds» eingeführt. Er wird Rücknahmeanträge von rund 65 Millionen Pfund, die im zweiten Quartal gestellt wurden und am 3. Oktober an institutionelle Anleger ausgezahlt werden sollten, «teilweise zurückstellen», wie es heisst. Der Fonds habe bereits eine Zahlung von 7,8 Millionen Pfund auf den im Oktober fälligen Betrag geleistet. Der Restbetrag werde voraussichtlich nach Abschluss künftiger Verkäufe von Vermögenswerten gezahlt werden.
Auch Blackrock hat die Rücknahmeanträge für seinen 3,5 Milliarden Pfund schweren britischen Immobilienfonds für das zweite Quartal eingeschränkt, heisst es weiter.
Anders als während der Krise bei den britischen Immobilienfonds nach dem Brexit und dem Ausbruch der Covid-Pandemie haben die Vermögensverwalter diese speziellen Immobilienfonds, die nur für institutionelle Anleger bestimmt sind, nicht gesperrt und sie können weiterhin gehandelt werden.