Immer mehr Geld fliesst in die Exchange Traded Funds. Doch der Mythos von Sicherheit, Kostentransparenz und Rendite ist brüchig.
Mehr als 1‘000 Milliarden Dollar sind heute in Exchange Traded Funds (ETF) investiert. Damit geniesst diese Anlagekategorie eine enorme Popularität. Überraschend ist das nicht, sind doch ETF grundsätzlich eine sinnvolle Finanzinnovation.
Anleger können an einem Index partizipieren, die Kosten dafür sind vergleichsweise gering, und der Investmentprozess ist relativ gut nachvollziehbar, wenn nicht gar banal. Angesichts der Volatilität an der Börse ist es nur verständlich, dass so viele Anleger in ETFs investieren.
Privatbankier warnt
Doch wie es in der Finanzbranche immer wieder der Fall ist, könnte auch diese Erfolgsstory ein unverhofftes Ende nehmen. Davor warnt Magne Orgland, geschäftsführender Teilhaber der Privatbank Wegelin, in einem lesenswerten Beitrag in der neusten Ausgabe des Anlegermagazins «Stocks».
Er stellt die ETFs nicht grundsätzlich in Frage, sondern räumt mit einigen Mythen auf, die im Zusammenhang mit dieser Anlagegruppe thematisiert werden, jedoch nicht immer zutreffen. So stellt Orgland fest, dass nicht alle ETFs günstig sind; sobald es sich um Gebilde handelt, die «exotische» Indizes abbilden, steigen die Kosten rasant; als Höhepunkt in dieser Entwicklung nennt er Produkte, die Hedge-Fund-Indizes nachbilden und Gebühren von bis zu acht Prozent kassieren.
Erhebliche Abweichungen
Privatbanker Orgland weist auch darauf hin, dass viele ETFs keineswegs exakt den jeweiligen Index nachbilden. Teilweise ist das aus Liquiditätsgründen nicht möglich, in manchen Fällen vernachlässigen gewisse ETFs das ganz bewusst. Dadurch können bei den Endprodukten erhebliche Abweichungen entstehen. Als Beispiel nennt Orgland den MSCI World-ETF von iShares, der von mehr als 1‘600 Indextiteln gerade einmal 936 abbildet.
Auch die Annahme, dass ETFs transparent sind, trifft nicht immer. So weist Orgland darauf hin, dass manche Leveraged- und Short-Produkte tägliche «Resets» vornehmen, was bei besonders volatilen Indizes und bei längeren Halteperioden zu extremen Abweichungen führen kann.
Am Anfang vom Ende?
Und schliesslich stellt Orgland auch fest, dass nicht alle ETFs gleich liquid sind und der Spread zwischen Kauf- und Verkaufskosten teilweise sehr gross sein kann, besonders bei exotischen Indizes.
Vor diesem Hintergrund könnte die Erfolgswelle der ETFs durchaus ein abruptes Ende finden, sofern immer mehr Anleger feststellen, dass nicht alle Produkte ihrem Anspruch vollumfänglich gerecht werden.
Orgland zitiert in diesem Zusammenhang Winston Churchill, der einst sagte: «What the wise do in thebeginning, fools do in the end». Angesichts der Flut an Produkten, die immer weniger mit der ursprünglichen ETF-Idee etwas zu tun haben, findet der Banker: «Wir nähern uns der ‹Fools do in the end›-Phase.»