Die Migros Bank erleidet einen Rückschlag im Zinsgeschäft. Ein Grund dafür sind die relativ attraktiven Konditionen für die Kunden. Als erste nicht systemrelevante Bank erfüllt das Institut die Voraussetzungen für die Liquiditätsinitiative der Nationalbank.
Die Migros Bank hat 2024 mit einem Gewinn von 282 Millionen Franken das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Die gab das Institut, das eine Tochter des Migros-Genossenschafts-Bundes ist, am Dienstag bekannt.
Der Zinserfolg sank gegenüber Vorjahr um 6,6 Prozent auf 599,0 Millionen Franken. Die Bank begründet den Rückgang damit, dass man zugunsten der Kunden darauf verzichtet habe, die Kontozinsen im Gleichschritt mit den markant fallenden Marktzinsen nach unten anzupassen. Ein weiterer Faktor war, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Mindestreserven erhöhte, was den Zinsertrag auf den Sichtguthaben der Banken zusätzlich schmälert.
Wachstum der Einlagen und Ausleihungen
Die relativ attraktiven Konditionen schlugen sich in einem Wachstum der Kundeneinlagen (inklusive Kassenobligationen) nieder. Sie stiegen um 2,3 Prozent auf 45,7 Milliarden Franken. Erwähnt wird auch das kostenlose Alltagsbanking für Konto, Debit- und Kreditkarte, das im April 2024 lanciert worden war.
Die Kundenausleihungen wuchsen um 1,3 Prozent und überschritten damit erstmals die Grenze von 50 Milliarden Franken. Und wohl um allfällige Bedenken bezüglich der Kreditqualität präventiv zu zerstreuen: «Die Entwicklung des schweizweit breit diversifizierten Kreditportfolios erfolgt im Einklang mit einer umsichtigen Unternehmenssteuerung.»
Deutliche Steigerung im Kommissionsgeschäft dank Cumulus
Kommerziell besser als im Zinsgeschäft lief es im Kommissionsgeschäft. Hier stieg der Erfolg um 15,1 Prozent auf 125,1 Millionen Franken. Das Volumen der Kundendepotwerte habe um 7,2 Prozent auf 16,9 Milliarden Franken zugenommen, teilt die Migros Bank mit, ohne den Nettozufluss zu beziffern.
Hervorgehoben wird in dieser Sparte das Kartengeschäft mit dem wachsenden Cumulus-Kreditkartenportfolio, «bei dem die Aufbauinvestitionen schrittweise wegfallen». Kartenkunden und übrige Bankkunden zusammengerechnet, erhöhte sich der Gesamtkundenbestand der Migros Bank auf 1,2 Millionen (+5,4 Prozent).
Gestiegene Cost-Income-Ratio
Auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft legte zu, und zwar um 18,2 Prozent auf 73,9 Millionen Franken.
Der Geschäftsaufwand stieg um 3 Prozent auf 425 Millionen Franken, die Cost-Income-Ratio kletterte von 47,3 auf 50,7 Prozent. Nach Abschreibungen und Rückstellungen erreichte der Geschäftserfolg 341,1 Millionen Franken (–11 Prozent). Damit sank der Gewinn (nach Steuern) um 10 Prozent auf 282,1 Millionen Franken.
Bereit für «Liquidität gegen hypothekarische Sicherheiten»
Mit einer Gesamtkapitalquote von über 20 Prozent zählt sich die Migros Bank zu den eigenmittelstärksten Schweizer Retailbanken. Zudem ist das Institut ein Vorreiter in Bezug auf die Initiative der SNB «Liquidität gegen hypothekarische Sicherheiten» (LGHS). Sie erfüllt als erste nicht systemrelevante Schweizer Bank seit dem ersten Halbjahr 2024 sämtliche Voraussetzungen dieser Initiative. LGHS ermöglicht der SNB, Banken bei Bedarf mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen. Banken müssen dafür aber ihre Hypotheken entsprechend vorbereiten und leicht übertragbar gestalten.
Dies schaffe auch direkte Vorteile für die Hypothekarkunden, schreibt die Migros Bank. «Sie profitieren von einer schnelleren und einfacheren Abwicklung von Hypothekargeschäften, da als Voraussetzung für eine LGHS-Teilnahme Schuldbriefe digitalisiert und somit nicht mehr in Papierform zwischen den Beteiligten ausgetauscht werden.»
Unverbindlicher Ausblick
Im Ausblick für 2025 bleibt die Bank vorsichtig. Es bestünden konjunkturelle Risiken für die exportorientierte Schweiz und als Folge davon geldpolitische Herausforderungen.
Die Migros Bank, die siebtgrösste Bank der Schweiz, beschäftigt mehr als 1'900 Mitarbeitende und betreibt 75 Geschäftsstellen.