Die Credit Suisse ist in Singapur zur Zahlung eines horrenden Schadenersatzes an den georgischen Oligarchen Bidsina Iwanischwili verurteilt worden. Die Grossbank gibt sich aber noch nicht geschlagen.
Ein Gericht in Singapur hat die Credit Suisse (CS) verurteilt, dem georgischen Milliardär Bidsina Iwanischwili eine Entschädigung in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar zu zahlen.
Damit hat die Bank einen weiteren Rückschlag im Rechtsstreit mit dem georgischen Oligarchen erlitten.
Treuhandvermögen nicht geschützt
Iwanischwili hatte die Treuhandabteilung der Bank auf Schadenersatz und entgangene Einnahmen verklagt, die er seiner Meinung nach im Laufe der Jahre erzielt hätte, wenn sein Geld sicher bei der CS angelegt gewesen wäre.
Die in Singapur ansässige Credit Suisse Trust habe ihre Pflicht gegenüber den Klägern verletzt, indem sie es versäumt habe, das Treuhandvermögen zu schützen, zitiert «Bloomberg» aus einem am Freitag veröffentlichten Urteil.
Die CS kündigte an, das noch nicht rechtskräftige Urteil anzufechten.
Leicht korrigierte Schadensumme
Das Gericht bezifferte den Schaden auf 926 Millionen Dollar, korrigierte diese Zahl aber um 79,4 Millionen Dollar nach unten.
Der von den Klägern erlittene Verlust entspreche der Differenz zwischen dem, was erreicht worden wäre, wenn das gesamte Portfolio von einem kompetenten, professionellen Treuhänder verwaltet worden wäre und dem, was tatsächlich erreicht wurde, schreiben die Richter in ihrem 248-seitigen Urteil.
Schuldspruch in Bermuda
Das Gericht erklärte jedoch auch, dass dieser Betrag noch geändert werden könne, damit keine doppelte Entschädigung erfolgt.
Ein Gericht auf den Bermudas hatte Iwanischwili im vergangenen Jahr mehr als 600 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen. Gegen dieses Urteil hat die CS Berufung eingelegt.
Mitte Februar 2023 hatte die Schweizer Grossbank mitgeteilt, sie habe Iwanischwili 210 Millionen überwiesen. Das schriftliche Urteil des Berufungsgerichts Bermuda soll in der ersten Jahreshälfte ergehen.
Ein Einzelkämpfer
Das Urteil vom Freitag unterstreicht das Versäumnis des Bankentrusts in Singapur, den Genfer CS-Banker Patrice Lescaudron am weiteren Zugriff auf das Trustvermögen zu hindern.
Der inzwischen verstorbene Lescaudron war 2015 bei der CS fristlos entlassen worden und 2018 in Genf wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Der betrügerische Banker hatte Geld von Iwanischwilis Konten abgezweigt, um die wachsenden Verluste in den Portfolios anderer Kunden zu decken.
Die CS, die in dem Verfahren als Geschädigte eingestuft wurde, betonte wiederholt, dass Lescaudron ein Einzelkämpfer gewesen war.
Nähe zu Russland
Der ehemalige georgische Premierminister wird in der Ukraine beschuldigt, enge Verbindungen zu Kreml-nahen Personen zu pflegen und diese auch finanziell zu unterstützen. Damit stelle er eine Gefahr für die Unabhängigkeit der Ukraine dar, berichtete finews.ch.
Gegenüber der Credit Suisse ist Iwanischwili seit 2015 vom Kunden zum Intimgegner geworden. So machen er und weitere Lescaudron-Opfer mit der Vereinigung CS Victims öffentlich Druck gegen die Bank.