Der ehemalige georgische Premierminister Bidzina Ivanishvili prozessiert derzeit in Singapur gegen die Credit Suisse. In der Ukraine werden nun Schritte gegen den schwerreichen Ex-Politiker gefordert.

Die Ukraine ruft Regierungen in aller Welt dazu auf, Bidzina Ivanishvili mit Sanktionen zu belegen. Das geht aus einer Liste des ukrainischen Aussenministeriums hervor, die derzeit die Namen von rund 18’000 Personen umfasst, welche aus Sicht des mit Krieg überzogenen Landes enge Beziehungen zum Gegner Russland pflegen.

1,27 Milliarden Dollar Schadenersatz gefordert

Laut einem Bericht des auch von der Eidgenossenschaft unterstützten Journalisten-Kollektivs «Open Caucasus Media» sind mehrere Geschäftspartner und Verwandte des schwerreichen früheren Premierministers von Georgien ebenfalls auf jener Liste gelandet. Vergangenen Juni hatten bereits EU-Parlamentarier Massnahmen gegen Ivanishvili gefordert.

Die Sanktionsforderung der Ukraine trifft zusammen mit dem Prozess, bei dem sich die Anwälte von Ivanishvili und eine Tochterfirma der Credit Suisse (CS) seit Anfang Woche in Singapur gegenüber stehen. Wegen den Betrügereien des einstigen CS-Bankers Patrice Lescaudron und der angeblichen Nachlässigkeit der Schweizer Grossbank bei dessen Überwachung fordert der osteuropäische Milliardär vor den Schranken 1,27 Milliarden Dollar Schadenersatz.

Etappensieg auf den Bermudas

In einem Prozess auf den Bermuda-Inseln, den das Lager von Iwanishvili im vergangenen März gewann, wurden der dortigen CS-Tochter ein Schadenersatz von über 600 Millionen Dollar aufgebrummt. Die CS hat bereits angekündigt, jenes Urteil anzufechten. In Singapur fordert die beklagte Bankentochter das Gericht auf, die Klage abzuweisen, da sie sich gegen den falschen Beklagten und auf der falschen Grundlage richte.

Wie sich nun zeigt, wirf der Milliardenprozess nicht nur ein Schlaglicht auf die Schweizer Bank, sondern auch auf den Kläger. Laut dem Bericht von «Open Caucasus Media» beschuldigen die Ukrainer Ivanishvili, enge Verbindungen zu Kreml-nahen Personen zu pflegen und diese auch finanziell zu unterstützen. Damit stelle er eine Gefahr für die Unabhängigkeit der Ukraine dar. Auf georgischer Seite wurden diese Anschuldigungen auch von Politikern zurückgewiesen.

Weltweit umzingelt

Sicher ist, das Iwanishvili seit 2015 vom Kunden zum Intimgegner der CS geworden ist; mit der Vereinigung CS Victims machen er und weitere Lescaudron-Opfer öffentlich Front gegen die Bank, während seine Anwälte diese weltweit mit Klagen umzingelt haben.

In Genf läuft derzeit eine Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft in Sachen Lescaudron. Vergangenen Dezember berichtete auch finews.ch, das in Genf sechs ehemalige und aktuelle hochrangige Mitarbeitende der CS von der Genfer Staatsanwaltschaft zur Befragung aufgeboten worden waren.