Während das Parlament über teures Zusatzkapital für das Übernahme der CS durch die UBS debattiert, beschreibt J.P. Morgan die Sonnenseite der Transaktion. Die Analysen der amerikanischen Bank haben sich erst kürzlich als prophetisch erwiesen.
Die unter Zwang erfolgte Übernahme der Credit Suisse (CS) könnte sich für die UBS als Geschenk erweisen: Diese Meinung verficht das Analysten-Team um Kian Abouhossein bei der amerikanischen Grossbank J.P. Morgan. Auch wenn man potenzielle Abschreiber, Rechtsrisiken und Restrukturierungskosten mit einberechne, habe die UBS die kleinere Rivalin zum Schnäppchenpreis erstanden, zeigen sich die Experten überzeugt.
J.P. Morgan ist sinnigerweise die Investmentbank, welche die UBS bei dem Deal berät. Der Report liegt finews.ch vor; die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) hat zuerst über das Papier berichtet.
In der vom Bund und Aufsichtsbehörden befohlenen Übernahme der CS vom 19. März hat die UBS rund 3 Milliarden Franken für die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehende Konkurrentin gezahlt. Die Transaktion hat die Grossbank sich zudem mit 25 Milliarden Franken absichern lassen, einerseits durch die ausgelösten Pflichtwandler der CS, anderseits durch direkte Staatsgarantien von mindestens 9 Milliarden Franken.
Jobmassaker nicht zwingend
Nun könne die UBS darauf hoffen, auf den Überresten der CS eines der weltweit attraktivsten Geschäftsmodelle im Banking zu zimmern und zu einem «Wealth Management Powerhouse» aufzusteigen, so Chefanalyst Abouhossein. Im Jahr 2027, zum geplanten Abschluss der Integration, könne die kombinierte Grossbank im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung einen Vorsteuergewinn von 7 Milliarden Dollar erreichen.
Zum Vergleich: Ende 2022 erzielte die Globale Vermögensverwaltung (GWM) der UBS einen Vorsteuergewinn von exakt 5 Milliarden Dollar.
Auch das Jobmassaker im Heimmarkt sehen die J.P.-Morgan-Experten nicht als gegeben an. Hierzulande gelten wegen der Übernahme bis zu 12’000 Stellen rund um die beiden Häuser herum als gefährdet. Laut dem Report könnte die Führung der neuen UBS/CS den Stellenabbau jedoch hinauszögern, wenn ein solcher sich als politisch zu heikel erweisen sollte.
Vom Szenario zur Realität in drei Tagen
Das Grossbankenprojekt wäre dann immer noch in der Lage, das Schweiz-Geschäft der CS an die Börse zu verkaufen. Damit liessen sich 10 Milliarden Dollar lösen – mindestens, schreibt Abouhossein.
Diese Einschätzungen sollten nicht leichtfertig abgetan werden. In seinem letzten Report zur CS vom 16. März erklärte der Bankenbeobachter, die CS sei zu stark angeschlagen, um allein zu überleben. «Wir glauben, dass eine inländische Lösung unter Einbeziehung der UBS eine Lösung wäre, wenn die Schweizer Behörden darauf drängen», so der Chefanalyst. Drei Tage später, am 19. März, wurde dieses hypothetische Szenario Realität.