Oddo BHFs ambitiöser Plan in der Schweiz

Neuzugang um Neuzugang: Das deutsch-französische Finanzhaus baut in der Schweiz mächtig aus. Für Ex-McKinsey-Partner Christian Zahn ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Mit ihm verfolgt die Bank im Investment Banking einen ehrgeizigen Plan. 

Es war lange Zeit ruhig um Oddo BHF. Gerade im Investment Banking fristete das Institut in der Schweiz ein Schattendasein. Doch seit der geschäftsführende Gesellschafter und CEO Philippe Oddo im September 2024 Christian Zahn von McKinsey & Company zu Oddo BHF an die Gartenstrasse in Zürich geholt hat, hat das Investment Banking und insbesondere das Corporate Finance der deutsch-französischen Finanzgruppe Fahrt aufgenommen.

Christian Zahn

Christian Zahn. (Bild: zVg)

«Das ist wie bei Oddo BHF üblich eine Teamleistung», sagt Zahn beim Treffen mit finews.ch. «Pläne, das Geschäft in der Schweiz auszubauen, existierten schon lange. Aber zunächst hatte die Integration der Akquisitionen der Gruppe in der Schweiz und insgesamt in den letzten Jahren Priorität», sagt er.

Schweiz soll zum dritten Heimatmarkt werden

Zahn ist bei Oddo BHF Head of Investment Banking und Mitglied des Group Management Committee (GMC). Seine Aufgabe ist es, den Ausbau der Corporate Finance-Plattform (vor allem das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen) in Frankreich, Deutschland und der Schweiz voranzutreiben und der Finanzgruppe in der Schweiz so zu einem besseren Standing zu verhelfen.

Das Ziel ist klar: Nach Deutschland und Frankreich soll die Schweiz zum dritten Heimatmarkt für Oddo BHF werden. «Wir wollen die Markenwahrnehmung hierzulande steigern und unser Geschäft mit Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Unternehmen zu einer der Top-Alternativen zur UBS entwickeln. Wir haben diesen Kunden als Franco-Allemand-Suisse-Bank etwas zu bieten», sagt er.

Finanzplatz Schweiz ist Zahn bestens vertraut

Zahn bringt Engagement und Know-how mit: Im Zürcher Büro von McKinsey war er für das Banken- und Versicherungsgeschäft zuständig. Zudem hat er als Co-Leiter der Asset and Wealth Management Practice in EMEA fungiert und war Mitglied des Leadership-Teams für Strategy & Corporate Finance. Zuvor war er im Investment Banking der Deutschen Bank in der Schweiz in führender Rolle.

Zahn ist mit dem Schweizer Finanzplatz also bestens vertraut. Und er weiss: Die Voraussetzungen, sich ein grösseres Stück vom Kuchen zu sichern, waren schon lange nicht mehr so gut wie seit dem Niedergang der Credit Suisse (CS).

Strategie baut auf drei Säulen

Viel Zeit bleibt Oddo BHF allerdings nicht. Im Investment Banking werden die nächsten 18 bis 24 Monate entscheidend sein. Deshalb legt Zahn mit seinem Team den Turbo ein. 

Der Um- bzw. Ausbau soll in drei Bereichen stattfinden:

  • Wealth-Management: Oddo BHF hat mit der Verpflichtung von Thomas Burri ein wichtiges Zeichen gesetzt. Burri kommt von der UBS, wo er als geschäftsführender Direktor (Managing Director) den Special Clients Desk für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) leitete.  Zuvor arbeitete Burri 20 Jahre in verschiedenen Führungspositionen bei der CS in Zürich und Hongkong. Dort betreute er vermögende Privatkunden mit Schwerpunkt Europa und Lateinamerika. Bei Oddo BHF verantwortet er alle Private-Wealth-Management-Aktivitäten in der Schweiz. Zudem wird er Mitglied des sogenannten Swiss Management Committees.

Erwartungen sind gross

  • Investmentbanking/Corporate Finance: Hubert Preschez wurde als Managing Partner und Global Head M&A geholt. Das war im Februar. Zwei Monate später folgte die Meldung, dass Andreas Bienert und Edward de Stigter als Managing Partner und Sector Heads im Bereich Industrials und Healthcare dazustossen.
    Mittlerweile konnten auch schon die ersten Früchte geerntet werden: «Wir haben Mandate gewonnen», sagt Zahn. Die Erwartungen in diesem Bereich sind gross. Oddo BHF will in die Top 3 im Schweizer Aktiengeschäft aufsteigen. Die Privatbank hat zu diesem Zweck acht angesehene Aktienbroker und -analysten angeworben. Sie stehen unter der Führung von Stefan König. Mit diesem Schritt bietet Oddo BHF Aktienresearch für insgesamt rund 80 Schweizer Aktiengesellschaften an. Diese Unternehmen haben Zugang zu deutlich über 800 institutionellen Investoren in den USA und Europa, davon rund 100 aus der Schweiz.
  • Asset-Management: Der Margendruck ist in diesem Bereich gross. Trotzdem ist die Bank zuversichtlich, dass Wachstum möglich ist. Die Zuversicht stützt sich auf das Zusammenspiel der Einheiten in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. «Die tiefe Verbundenheit zu diesen drei Märkten ist in dieser Konstellation einzigartig», sagt Zahn.

Nur mit mehr Personal ist es nicht getan

Oddo BHF verwaltet heute rund 150 Milliarden Euro an Kundenvermögen und weist ein Eigenkapital von mehr als 1,1 Milliarden Euro auf. Im Jahr 2023 erwirtschaftete Oddo BHF ein Nettobankergebnis von 806 Millionen Euro. Diese Zahlen sollen künftig deutlich höher ausfallen.

Zahn weiss: Mit dem personellen Ausbau alleine ist es nicht getan. «Aber mit dem Vertrauen der Kunden kommen auch die Erfolge», sagt er.