Um die Bezahl-App der Schweizer Banken kommt hierzulande niemand mehr herum. Doch der Zahlungsverkehr wandelt sich selber nochmals grundlegend – für Twint beginnt damit ein neues Rennen.
Zum Jahresstart hat Twint den Meilenstein von 5 Millionen aktiven Nutzern erreicht, wie das Unternehmen am Dienstag berichtete. Damit hat die Bezahl-App der Schweizer Banken gegenüber den 4 Millionen Nutzern im Jahr 2022 nochmals deutlich an Gefolgschaft hinzugewonnen.
Beliebter als Gruyère-Käse
Längst hat sich «twinten» auch als Verb in der Umgangssprache etabliert; in einem landesweiten Ranking wurde Twint kürzlich bei den zehn beliebtesten Marken der Schweiz verortert, zusammen mit Whatsapp und Google und noch vor der Post und Gruyère-Käse.
Wie Twint am Dienstag vorrechnete, haben die Nutzerinnen und Nutzer der App im Jahr 2022 rund 386’000’000 Mal getwintet. Das sind mehr Transaktionen als in allen Jahren seit der Gründung kombiniert. «Wir freuen uns darüber, dass sich inzwischen mehr als die Hälfte der Menschen in der Schweiz in ihrem Alltag auf Twint verlassen», liess sich CEO Markus Kilb in der Mitteilung zitieren.
Klingende Münze
Damit hat sich die App weit vor Apple Pay oder anderen ausländischen Angeboten als digitale Bezahllösung der Schweiz etabliert. Am häufigsten kommt die App an der Supermarkt-Kasse zum Einsatz. Aber auch der Kauf von Tickets für den öffentlichen Verkehr, das Bezahlen von Parkgebühren sowie Einkäufe in Nachbarschaftsläden und Fachgeschäften seien sehr beliebt, hiess es in der Mitteilung. Der Online- und Detailhandel kommt inzwischen nicht mehr um Twint herum, stellen auch Beobachter aus dem Handel fest.
Diese Vormachtstellung rechnet sich für Twint zunehmend in klingender Münze. So bewegen sich die Gebühren, welche Twint dem Detailhandel verrechnet, in der Nähe der Kosten von Kreditkarten-Zahlungen. Twint hält dazu auf Anfrage fest, es habe 2022 keine Gebührenerhöhungen gegeben. Twint biete die Akzeptanz für kleine Händler ohne Grundgebühr und ohne Mindestumsatz bereits für 1,3 Prozent am Transaktionswert an. Das sei deutlich günstiger als der Wettbewerb.
Plattform forcieren
Derweil bewegt sich Twint mit Hochdruck in Richtung einer Plattform-Lösung, die über den Bezahlvorgang hinaus Angebote für die Nutzer der App zugänglich macht. Dabei sind Banken erneut im Boot: Swissbilling, die auf Rechnungskauflösungen spezialisierte Tochtergesellschaft der Cembra Money Bank, hat sich mit dem Fintech im vergangenen September auf eine Zusammenarbeit im Bereich «Buy now pay later» geeinigt.
Im November spannte Twint mit dem Vergleichsdienst Alao zusammen. Die Partnerschaft soll es Twint-Nutzern ermöglichen, anhand von Filtern und Nutzerprofilen, das für sie beste Mobilabo zu finden.
Der Aufbau einer Plattform von Angeboten ist auch deshalb relevant, weil ab dem Sommer 2024 Instant Payment in der Schweiz zur Norm im Zahlungsverkehr wird. Dabei handelt es sich um einen in der EU bereits umgesetzten Standard, der Zahlungsabwicklung innerhalb von 10 Sekunden verspricht und Funktionen wie Peer-to-Peer-Überweisungen und Zahlungsaufforderungen beinhaltet, die heute zu den wichtigsten Merkmalen von Twint zählen.