Der ehemalige CEO der Credit Suisse wirft seinen Vorgängern schlechtes Management vor. Die Bank selber sieht er hingegen vorerst über dem Berg, wie er in einer Talkrunde sagte.
Für Oswald Grübel ist die Credit Suisse (CS) nach der Kapitalerhöhung auf sicherem Grund. Diese Aussage machte er am «Bilanz Business Talk», der am Sonntag im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ein gutes Zeichen sei ausserdem, dass die Finanzmarktaufsicht in jüngster Zeit alle Massnahmen der Bank durchgewinkt habe.
Für den ehemaligen Chef der Schweizer Grossbank haben die jüngsten Geldabflüsse bei der CS jedoch exemplarisch aufgezeigt, wie wichtig das Vertrauen für Banken ist. Die moderne, beschleunigte Kommunikation habe vieles verkompliziert. Bei aller berechtigten Kritik müsse die Bank jetzt auch die nötige Zeit erhalten, um sich wieder vollständig zu erholen.
Selber Aktien gekauft
Noch im Oktober glaubte Grübel, dass es bei der CS nicht mehr schlimmer kommen könne. Deshalb habe er damals sogar selber Aktien des Instituts gekauft, verriet er in der Sendung.
Bereits Anfangs Jahr zeigte sich Grübel schon zuversichtlich, als er in einem Interview mit der deutschen «Börsen-Zeitung» die CS-Aktie bei einem Kurs von über acht Franken zum Kauf empfahl.
Seiner Meinung nach spiegelte der Aktienkurs damals schon die Kapitalverluste der vergangenen Jahre. Ausserdem sei die Bank in einer Turnaround-Situation, wenn keine weiteren Verluste mehr hinzukämen. Im Rückblick erwies sich Grübels Prognose als zu optimistisch.
Überhöhte Boni
Kritisch äusserte sich Grübel ausserdem zur Lohnpolitik der Bank. Trotz Debakeln mit Greensill und Archegos lag der Bonuspool bei zwei Milliarden. «Das war für das Ergebnis nicht gerechtfertigt», sagte er in der Talkrunde.
Früher sei die Grundlage für Bonis der Gewinn gewesen. Inzwischen sei dies sei ausgeartet, weil sich immer mehr «das amerikanische System» durchgesetzt habe. Ausserdem dienten die hohen Boni auch als Lockmittel, um amerikanische Banker abzuwerben.